Australien (15)

Reise 2007 - Adelaide-Rock-Pearth
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ADELAIDE-ROCK-PEARTH

In der Pacific-Ausstellung des Museums in Adelaide waren wir jeden Tag, eine umfangreiche und erlesene Sammlung von Gebrauchs- und Kultgegenständen auf den pazifischen Inseln, sowie eine große exzellente Sammlung von Mineralien- man kann sich an der Schönheit der Steine gar nicht satt sehen.
Der Flug über das out-back nach Alice Springs und weiter nach Ayers Rock wurde zu einem Höhenrausch : Erosionsfiguren und
-farben in maßlosen Dimensionen ausufernd und endlos erscheinend : Space- Erlebnis , mit den Augen nicht zu fassen! Die Bilder sanken in den tiefen Grund unvergessener Erinnerungen. Irgendwann werden sie in den gemalten Bildern wieder auftauchen ( Photographieren hätte das Erlebnis zerstört .)
Aus dem lauten, mit Musikmüll verseuchten Touristenhotel sind wir abends zum Sonnenuntergang am Ayers Rock entflohen. Ein Weltwunder in phänomenaler Aufmachung ! Voll ausgebuchter event- weltweit angereiste Gäste -.Ein Naturschauspiel, dass der Liebe Gott den Menschen da draußen geschenkt hat.

Wie konnte der Ayers Rock zu einer Ikone werden ? Man denkt an Mythen des Alltags von Roland Barthes. Wie wurde das Bild der Mona Lisa zu einem Mythos für die Renaissance , wie wurde das Gesicht der Garbo in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts zu einer Mode Ikone ? Roland Barthes hat viele Erklärungen dafür gefunden. Er hätte uns auch auf die Spur nach dem Phänomen Ayers Rock gebracht, Sinnbild des australischen Tourismus. Nachdenkenswert: Ist es nur das Außergewöhnliche, etwas, was man gesehen haben muss, oder steckt viel mehr dahinter ,Empfindungen wie der Kunst und Religion gegenüber ? Irgendeine abstrakte Sehnsucht ? Nach was ?

Heute Morgen haben wir den Sonnenaufgang im Blick auf die Olgas, die mit der Sonne aufgingen in ihrem tiefen Rotbraun und im Gegenblick auf Ayers Rock, der seinen schattigen Buckel gegen die aufgehende Sonne stemmte. Dieses massige Urviech, das nicht aufstehen wollte und trotzig liegen blieb, bis es überstrahlt wurde.

Man neigt sofort dazu, den Ayers Rock zu personifizieren, ihm einen Namen zu geben : Urulu , den Namen, den ihm die Aborigines gegeben haben, einen Namen für einen Gott. Was macht ihn göttlich ? Wenn die“ primitiven“ Völker großen alten Bäumen Göttlichkeit zuschrieben, war es vor allem das lange Leben, dass diese Bäume versinnbildlichen? Kann man Steinen langes Leben sinnbildlich zuordnen ?Mit immer wieder neuem Erstaunen nimmt man die Jahrmillionen, die sie existieren, zur Kenntnis , aber es bleibt unverstanden, sinnlich nicht fassbar.
Als heute morgen vor Sonnenaufgang die Touristen im Gänsemarsch vom Parkplatz der Busse zum Aussichtspunkt, von dem aus der Sonnenaufgang bewundert werden sollte, marschierten, sah es wie eine Prozession zu einem heiligen Ort aus .Fühlten sie ebenso, oder trieb sie nur die Neugier und das Erleben wollen eines mit der Bezahlung versprochenen“ Events“ ? Sie schwatzten, die Australier unter ihnen besonders laut in ihrem landeseigenen Englisch, aber sie standen still und unbeweglich kurz vor dem Sonnenaufgang an der Balustrade , die Kameras vor das offene Auge gedrückt, die neuen elektronischen Geräte wie einen Kelch vor sich gestreckt. War es nur die Anspannung vor dem großen Moment, in dem die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont blitzten, oder war es Ergriffenheit. Wovor ergriffen ?
Es gibt in jedem Laden an der Ecke die schönsten Photographien von allen Stadien des Sonnenauf- und -unterganges ,von Profis bewundernswert geschossen,
aber diese Photos werden nur als Postkartren verschickt, von Leuten , die noch Postkarten verschicken und nicht „mailen“. Jeder Tourist muss seine eigenen Photos von diesem verordneten „Event“ machen, mit eigener Kamera , aber nicht aus anderen Blickwinkeln, sonder genau so wie bei Karaoke, genauso,wie die Profis mit ihren Photos im Prospekt. Was ist daran noch Selbstbestimmung ? Worauf ich hinauswollte.....
Ich glaube nicht, dass Ayers Rock einmalig ist Im Outback wird es viele ähnliche Felsen geben, auch einzelne, nicht nur in Gruppen wie die Olgas, die vielköpfigen.
Auch seine massige Form und Größe kann es allein nicht sein, die seine Besonderheit ausmachen. Die immerwährende Präsens im weiten Kilometerkreis der ganz flachen Ebene ist das Faszinierende .Es geht die Empfindung für eine Distanz verloren, man kann die Masse in der Landschaft nicht orten. Diese ständige Präsens eines Bildes erinnert an die Wirkung des Buddha- Antlitzes am Bayon. Aber die Wirkung des Bayon beruht vor allem auf dem Wissen, in das Antlitz Buddhas zu schauen- die Kopfform des Turmes würde die Wirkung sonst nicht haben. Wahrscheinlich kommt man einer Erklärung näher, wenn man es als Massenerscheinung zu deuten versucht. Diese Unbegreiflichkeit, oder besser logisch nicht nachzuvollziehenden Massenphänomene hat Canetti in „Masse und Macht „ zu analysieren versucht
In dem gemeinsamen, bedingungslosen Handeln, ohne Konsequenz eines Ergebnisses- das Ergebnis ist im „Event“ nur der Druck auf den Auslöser des eigenen Photoapparates – liegt der Urtrieb, der die Menschen als Touristen um die Welt vor den Ayers Rock vor Sonnenauf- oder -untergang zwingt. Es ist sehr wahrscheinlich ein Massentriebverhalten, dass durch das Sprengen jeder gewöhnlicher Dimension mythischen Charakter erhält. Und diesen Massentrieb in geführte Bahnen zu organisieren, das gemeinsame „Event“ zu inszenieren ,Ort und Zeit zu bestimmen , in den Medien weltweit auf den Punkt genau zu präsentieren, das ist hier in Ayers Rock professionell durchexerziert. Und bei dieser Präsentation kommt es auf sofortige Erkennbarkeit auch für noch Außenstehende an. Vom Ayers Rock werden nur die Umrisse dargestellt und man weiß sofort, wenn man ihn auch nur einmal gesehen hat, das ist Ayers Rock. Dazu dann die Ferne, die immer vorhandene Ferne aus jeder gewöhnlichen Umgebung heraus – Australien , am anderen Ende der Welt, am neuen Ende der globalisierten Welt. Neugier, Selbstbestätigung, Befriedigung der Entdeckerlust und der Stolz, als einer der Wenigen und Ersten dabei gewesen zu sein .
Dann die Verknüpfung mit den Mythen der Aborigines. Man könnte sehr viel Mythologisches berichten, aber es ist untersagt , wie auf einer Tafel geschrieben steht .Das Wissen um die Götter darf nicht an Fremde weitergegeben werden! Da ist es, das Geheimnisvolle, das für immer verschlossen bleiben muss. Welch ein Anreiz, es doch zu erfahren, aus geheimen Quellen des Tourismus, „Insider-Wissen „!
Und so findet man immer neue Erklärungen für den Tourismuserfolg, der gemacht ist, der erdacht ist, in Menschenkopf entstanden ist. Der Ayers Rock ist dabei zufällig als Ort gewählt Nicht er ist der Grund für den Tourismus, sondern die Gier der Touristen an außergewöhnlichen „Events“ gemeinsam mit allen Menschen, die es sich leisten können, ist der Grund für den Erfolg. Ist es ein Erfolg ?
Einerseits verbindet das Reisen , knüpft die einzelne Person in einen Teppich neuer Beziehungen und Zugehörigkeiten. Andererseits nimmt es dem Einzelnen viel Zeit von seinem eigentlichen Tun. Eigentliches Tun ? Die selbständigen Menschen verreisen , um Unbekanntes kennen zu lernen , neue eigene Wege in eigenen Gedanken zu finden, sie möchten Entdecker sein, Neues in ihr Leben bringen. Früher war das Reisen für die Jugend wichtig zur Bildung, Reisen gehörte zur Ausbildung, Reiseberichte eine Sammlung von neuer Erfahrung für das weitere Leben. Bei Kaufleuten war das Aufbauen neuer Beziehungen in ferne Länder eine Notwendigkeit für die zukünftigen Geschäfte. Diese Zeit ist vergangen. Beziehungen werden nicht mehr hergestellt . Sie sind vorhanden über die Medien und müssen nur noch abgerufen werden und zielgerichtet genutzt werden . Neue Beziehungsnetze als notwendig zu erkennen und entsprechend auszudenken und zu verknüpfen ist ein abstrakter gedanklicher Vorgang, es ist das kreative Reisen im Kopf in noch unerforschte Zonen. Das physische Reisen hat dabei höchstens eine stimulierende Rolle behalten.
Touristisches Reisen ist Entertainment:“ Enjoy your Trip „, den vorgefertigten Trip.
Das selbständige Tun ist kaum noch möglich- auch in der Arbeitswelt nicht. Die einzelne losgelöste Tat hat keine Auswirkungen mehr, es sei denn, sie schafft etwas
noch nicht Dagewesenes ,Ganzheitliches, ein Stück Neue Welt. Und dieses neue Stück Welt muss Bestand haben in einer Welt unendlicher Möglichkeiten .Und
Bestand haben kann sie nur in der Anerkennung durch Andere und wenn es zum Massenphänomen werden soll,, fast aller Anderen. Und um diese Anerkennung finden
zu können, ist der ganze Vorgang des Bekanntmachens durch die Medien notwendig.- Und damit hat sich die Frage nach dem eigentlichen Tun eingereiht in die
Fragestellung am Anfang. Wie verbinden die Menschen, auch wenn sie sich nicht als Touristen fühlen Ayers Rock mit ihrem Tun ?
Nachdenkenswert!