2007

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Reisevorwort

Reise 2007 - Vorwort
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VORWORT

Diese Aufzeichnungen sind Berührungen mit der Außenwelt auf einer langen Reise durch Thailand, Kambodscha, Neu Seeland, Australien, Singapur.
Sie sind leichtfertige Skizzen, nie ganz ernst, funkelnd voller Ironie, wenn nicht tief empfundene Emotionen, die Schutzschalen gegen das Äußere durchbrechen, sich in Bekenntnissen niederschlagen und wie Tau in der Morgensonne wieder vergehen oder sich als tiefe Erinnerungen einbrennen.
Die Umgebungen auf dieser Reise ändern sich wie die Vexierbilder eines Kaleidoskops vor Augen aber das innere Auge bleibt fixiert auf das eigene Wollen und die Vorstellungen vom Gelingen des zukünftigen Tuns.
Nirgendwo verweben sich Gegenwart und Zukunft so eng, wird die Gegenwart zur Vorstellung der Zukunft wie auf Reisen in denen die Bodenhaftung verloren geht und das Gefühl der Ungebundenheit zwar eine Illusion bleibt aber tief empfunden wird.

Heathrow - Bangkok

In Heathrow sind wir umgestiegen nach unserem Anflug aus Berlin-Tegel, unserem schönen kleinen wohlgestalteten Heimatflughafen, ganz Provinz und heimelig – sind umgestiegen in den internationalen Flugverkehr, sind geführt worden auf strapazierten „Wohnzimmerteppichen“ in hässlichen langen Fluren, treppauf – treppab, viele Stunden warten in hässlichen Industriehallen über deren Hässlichkeit designete Shoppingnischen der Weltmodemaschen hinwegtäuschen sollen, wieder durch Röhren mit Laufbändern geschickt und in einen Jumbo gepresst.
Der Empfang in Bangkok, ein große Überraschung, ein internationaler Großflughafen mit großer architektonischer Gestik, großzügig, Konstruktionen weit gespannt, einfache Verkehrsführungen - würdiger Empfang in einer Weltstadt.

Bangkok – eine Lehrstunde, ein Lehrtag in Stadtentwicklung und Stadtplanung

Von Bangkok wussten wir nur aus Erzählungen, dass „hier die Post abgeht“, dass all das, was im „Westen“ in den Jahren der Utopie gedacht und gezeichnet worden ist, in die Realität umgesetzt worden ist. Während wir den Utopien entsagt haben und uns resignativ in Nostalgie fallen lassen haben - mit allen kritischen Anmerkungen zu Hässlichkeit der in die alten Städte einbrechenden Moderne.
Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel bestätigte die Hässlichkeit des chaotischen Umbruchs einer ganzern Region.
Der grandiose Eindruck der großen, weitgespannten Flughafengebäude war schnellverflogen.
Das Hotel liegt an einer Auffahrt zum Overfly eines ganzen Stadtteiles, schon bei Fertigstellung bröckelnder Beton.-
Die Hotelvorfahrt im Hinterhof der wohl als grandioses Entree gedacht war.
Der Fußmarsch, unser „muß“ in jeder für uns neu zu entdeckenden Stadt, begann auf Fußwegplatten stolpernd. Der Blick nach oben in das Gewirr aus halbfertigen, noch in Planfetzen gehüllten Hochhäusern nach unten in verfallende niedriggeschossige Betonhütten war gefährlich, man fürchtete Hals- und Beinbruch.
Ein radikaler Stadtumbau nach unbekanntem Rezept!
In einer Nische ein Coffee-Shop mit amerikanischem Food, Tee undKaffee, noch ein heimischer Unternehmer, die Starbucks kommen noch.
An der ersten großen Kreuzung die Stadtbahn in Spannbetonkonstruktionen über der Straßenmitte. Das Wuseln der Geschäfte, Straßenhändler, mobile Esswagen, in jeder Nische Stühle und Tische und irgendwie gekochtes. Das Angebot ist grenzenlos aus Second-Hand produzierten und persönlich hergestellten – alles unter den Augen der Götter die mit Räucherstäbchen vor ihrem Schrein in jeder Ecke einer Strasse, eines Ladens, eines Dienstleisters, eines jeden Friseurs besänftigt werden.
Dann unter der Hochbahn eine zweite Ebene, ein Fußgänger-Highway, über den die Bahnhöfe die Straßenebenen und die neue Geschäftsebene im Obergeschoss erschlossen wird.
Die Erdgeschossebene übernimmt die Restposten der Entwicklung und den Müll.
Die Erdgeschosszone wird zu Schrott und Müll.
Die neuen Gebäude im Maßstab alter Strassenkarees sind geschichtet in mehrgeschossige Parkierungsebenen für den ruhenden Verkehr, als erstes OG Gewerbeflächen - Handel und Dienstleistungen – darüber Wohnen und Büros. Die Höhe der Gebäude ist unbegrenzt.
Dann öffnet sich der Straßenraum, die nördliche Zeile bleibt geschlossen und nach Süden öffnet sich ein sehr langer Großräumiger Platz, dessen Südfront von einem achtgeschossigen Worldcenter in voller Länge achtgeschossig gerahmt wird. Es entsteht ein Welt-Platz. Was für eine Dimension des Feiraumes in dieser Straßenlandschaft. Großartig!
Die Architektur der Fassade originell einfach mit allen Reklametricks, das Innere nach, der Nase gekonnt mit vielgestaltigen Formen, Galerien und großen Warenhäusern.
Alles ist noch zu neu in diesem Zentrum um urteilen zu können. Der erste Eindruck ist überwältigend.
Richtig: „Hier geht die Post ab.“
Wir wandern weiter, wollen in den Uferbogen des Stromes, bekanntlich in alten europäischen Städten das Zentrum. Hier liegt auch der Königspalast – da wollen wir hin.
Der Weg, das heißt die in vielen Fahrstreifen aufgeteilte Strasse mit engen, baulich desolaten Fußgängersteigen, wird wieder beschwerlich, in der Erdgeschossebene Textilbuden, in die Seitengänge sich bis gefühlte 100 Meter hineinziehend, Ramschware en gros – eine frische Kokosnuss aufgeschlagen bringt Erfrischung. Weiter. Die Strasse kreuzt die Eisenbahnlinie, Verbindung in das Umland von de Zentralstation mitten in der Stadt. Der Verkehr wird von Hand mit Trillerpfeife gestoppt. Ein überfüllter Zug rollt langsam vorbei. Die Meute der Mopedfahrer stürzt sich als erste über die Schienen.
Hier ist die Weltstadt zu Ende. Hier beginnt das zerbröckelnde Chaos. Hier wurstelt der Schmiedemeister an der Straßenecke in seiner schwarzen Werkstatt. Hier werden Suppen im Hinterhaus gekocht, auf Holzbohlen auf der Strasse verkauft, hier binden Kinder Blumenkränze zum Verkauf, hier ist der Zugang zu Massagesalons.
Wir wandern weiter unter den die Straße kreuzenden Overflys einer anderen Welt.
Die große Straße endet abrupt unter einem Overfly und mündet nach der Überquerung des Wasserkanals in ein ehemals feudales Wohngebiet. Der Asphaltweg ist aufgebrochen. Es wird eine neue Kanalisation gelegt. Die Häuser – vielleicht waren es einmal Villen von Diplomaten und sogenannten reichen Leuten - sind hinter Mauern versteckt, bronzene Tore zeugen von ehemaliger Pracht.
Wir wollen weiter zum Königspalast und stehen plötzlich vor einem Militärposten. Nein, hier können wir nicht weiter – einfach so mitten im Straßenverlauf. Wir müssen umkehren. Den ganzen Weg mit lahmen Füssen zurück. Kein König empfängt uns. Die Strasse hat uns wieder.
Etwas essen am Straßenrand. Die Gesundheit aufs Spiel setzen. Wir halten durch bis zum Worldcenter. Das Angebot an Restaurants ist reichlich. Wir wählen neben Japanisch ein Thai-Restaurant. Der Japaner hat eine große Reklame, ist aber noch nicht gebaut.
Das Thai-Restaurant ist neu eröffnet. Wir wären die ersten Gäste gewesen. Wir kaufen am ersten Supermarkt am Platze „German Meat nach Thaiart“, Weißbrot, Käse und Obst und setzen uns in de Dämmerung auf die endlose Natursteinbank zur Abgrenzung des wunderschönen Platzes zum ehemaligen Starßenraum hinter einem plätschernden Brunnen und nehmen unser Abendmahl. Eine wunderschöne Stimmung. Die Reklamefassade wechselt die Farben. Die Bank besetzen verliebt Jugendliche. 40% der Bevölkerung Bangkoks soll jünger als 15 Jahre sein – und das alte Europa sitzt unter ihnen.
Erst spät haben wir ein Taxi gesucht und sind erschöpft ins Hotelbett gefallen.
Das war ein Tag, ein Lehrtag an Stadtentwicklung – vielleicht ohne formale Stadtplanung. Stadtbau einfach nur so.

Reise 2007 - Vorwort
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Australien (15)

Reise 2007 - Adelaide-Rock-Pearth
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ADELAIDE-ROCK-PEARTH

In der Pacific-Ausstellung des Museums in Adelaide waren wir jeden Tag, eine umfangreiche und erlesene Sammlung von Gebrauchs- und Kultgegenständen auf den pazifischen Inseln, sowie eine große exzellente Sammlung von Mineralien- man kann sich an der Schönheit der Steine gar nicht satt sehen.
Der Flug über das out-back nach Alice Springs und weiter nach Ayers Rock wurde zu einem Höhenrausch : Erosionsfiguren und
-farben in maßlosen Dimensionen ausufernd und endlos erscheinend : Space- Erlebnis , mit den Augen nicht zu fassen! Die Bilder sanken in den tiefen Grund unvergessener Erinnerungen. Irgendwann werden sie in den gemalten Bildern wieder auftauchen ( Photographieren hätte das Erlebnis zerstört .)
Aus dem lauten, mit Musikmüll verseuchten Touristenhotel sind wir abends zum Sonnenuntergang am Ayers Rock entflohen. Ein Weltwunder in phänomenaler Aufmachung ! Voll ausgebuchter event- weltweit angereiste Gäste -.Ein Naturschauspiel, dass der Liebe Gott den Menschen da draußen geschenkt hat.

Wie konnte der Ayers Rock zu einer Ikone werden ? Man denkt an Mythen des Alltags von Roland Barthes. Wie wurde das Bild der Mona Lisa zu einem Mythos für die Renaissance , wie wurde das Gesicht der Garbo in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts zu einer Mode Ikone ? Roland Barthes hat viele Erklärungen dafür gefunden. Er hätte uns auch auf die Spur nach dem Phänomen Ayers Rock gebracht, Sinnbild des australischen Tourismus. Nachdenkenswert: Ist es nur das Außergewöhnliche, etwas, was man gesehen haben muss, oder steckt viel mehr dahinter ,Empfindungen wie der Kunst und Religion gegenüber ? Irgendeine abstrakte Sehnsucht ? Nach was ?

Heute Morgen haben wir den Sonnenaufgang im Blick auf die Olgas, die mit der Sonne aufgingen in ihrem tiefen Rotbraun und im Gegenblick auf Ayers Rock, der seinen schattigen Buckel gegen die aufgehende Sonne stemmte. Dieses massige Urviech, das nicht aufstehen wollte und trotzig liegen blieb, bis es überstrahlt wurde.

Man neigt sofort dazu, den Ayers Rock zu personifizieren, ihm einen Namen zu geben : Urulu , den Namen, den ihm die Aborigines gegeben haben, einen Namen für einen Gott. Was macht ihn göttlich ? Wenn die“ primitiven“ Völker großen alten Bäumen Göttlichkeit zuschrieben, war es vor allem das lange Leben, dass diese Bäume versinnbildlichen? Kann man Steinen langes Leben sinnbildlich zuordnen ?Mit immer wieder neuem Erstaunen nimmt man die Jahrmillionen, die sie existieren, zur Kenntnis , aber es bleibt unverstanden, sinnlich nicht fassbar.
Als heute morgen vor Sonnenaufgang die Touristen im Gänsemarsch vom Parkplatz der Busse zum Aussichtspunkt, von dem aus der Sonnenaufgang bewundert werden sollte, marschierten, sah es wie eine Prozession zu einem heiligen Ort aus .Fühlten sie ebenso, oder trieb sie nur die Neugier und das Erleben wollen eines mit der Bezahlung versprochenen“ Events“ ? Sie schwatzten, die Australier unter ihnen besonders laut in ihrem landeseigenen Englisch, aber sie standen still und unbeweglich kurz vor dem Sonnenaufgang an der Balustrade , die Kameras vor das offene Auge gedrückt, die neuen elektronischen Geräte wie einen Kelch vor sich gestreckt. War es nur die Anspannung vor dem großen Moment, in dem die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont blitzten, oder war es Ergriffenheit. Wovor ergriffen ?
Es gibt in jedem Laden an der Ecke die schönsten Photographien von allen Stadien des Sonnenauf- und -unterganges ,von Profis bewundernswert geschossen,
aber diese Photos werden nur als Postkartren verschickt, von Leuten , die noch Postkarten verschicken und nicht „mailen“. Jeder Tourist muss seine eigenen Photos von diesem verordneten „Event“ machen, mit eigener Kamera , aber nicht aus anderen Blickwinkeln, sonder genau so wie bei Karaoke, genauso,wie die Profis mit ihren Photos im Prospekt. Was ist daran noch Selbstbestimmung ? Worauf ich hinauswollte.....
Ich glaube nicht, dass Ayers Rock einmalig ist Im Outback wird es viele ähnliche Felsen geben, auch einzelne, nicht nur in Gruppen wie die Olgas, die vielköpfigen.
Auch seine massige Form und Größe kann es allein nicht sein, die seine Besonderheit ausmachen. Die immerwährende Präsens im weiten Kilometerkreis der ganz flachen Ebene ist das Faszinierende .Es geht die Empfindung für eine Distanz verloren, man kann die Masse in der Landschaft nicht orten. Diese ständige Präsens eines Bildes erinnert an die Wirkung des Buddha- Antlitzes am Bayon. Aber die Wirkung des Bayon beruht vor allem auf dem Wissen, in das Antlitz Buddhas zu schauen- die Kopfform des Turmes würde die Wirkung sonst nicht haben. Wahrscheinlich kommt man einer Erklärung näher, wenn man es als Massenerscheinung zu deuten versucht. Diese Unbegreiflichkeit, oder besser logisch nicht nachzuvollziehenden Massenphänomene hat Canetti in „Masse und Macht „ zu analysieren versucht
In dem gemeinsamen, bedingungslosen Handeln, ohne Konsequenz eines Ergebnisses- das Ergebnis ist im „Event“ nur der Druck auf den Auslöser des eigenen Photoapparates – liegt der Urtrieb, der die Menschen als Touristen um die Welt vor den Ayers Rock vor Sonnenauf- oder -untergang zwingt. Es ist sehr wahrscheinlich ein Massentriebverhalten, dass durch das Sprengen jeder gewöhnlicher Dimension mythischen Charakter erhält. Und diesen Massentrieb in geführte Bahnen zu organisieren, das gemeinsame „Event“ zu inszenieren ,Ort und Zeit zu bestimmen , in den Medien weltweit auf den Punkt genau zu präsentieren, das ist hier in Ayers Rock professionell durchexerziert. Und bei dieser Präsentation kommt es auf sofortige Erkennbarkeit auch für noch Außenstehende an. Vom Ayers Rock werden nur die Umrisse dargestellt und man weiß sofort, wenn man ihn auch nur einmal gesehen hat, das ist Ayers Rock. Dazu dann die Ferne, die immer vorhandene Ferne aus jeder gewöhnlichen Umgebung heraus – Australien , am anderen Ende der Welt, am neuen Ende der globalisierten Welt. Neugier, Selbstbestätigung, Befriedigung der Entdeckerlust und der Stolz, als einer der Wenigen und Ersten dabei gewesen zu sein .
Dann die Verknüpfung mit den Mythen der Aborigines. Man könnte sehr viel Mythologisches berichten, aber es ist untersagt , wie auf einer Tafel geschrieben steht .Das Wissen um die Götter darf nicht an Fremde weitergegeben werden! Da ist es, das Geheimnisvolle, das für immer verschlossen bleiben muss. Welch ein Anreiz, es doch zu erfahren, aus geheimen Quellen des Tourismus, „Insider-Wissen „!
Und so findet man immer neue Erklärungen für den Tourismuserfolg, der gemacht ist, der erdacht ist, in Menschenkopf entstanden ist. Der Ayers Rock ist dabei zufällig als Ort gewählt Nicht er ist der Grund für den Tourismus, sondern die Gier der Touristen an außergewöhnlichen „Events“ gemeinsam mit allen Menschen, die es sich leisten können, ist der Grund für den Erfolg. Ist es ein Erfolg ?
Einerseits verbindet das Reisen , knüpft die einzelne Person in einen Teppich neuer Beziehungen und Zugehörigkeiten. Andererseits nimmt es dem Einzelnen viel Zeit von seinem eigentlichen Tun. Eigentliches Tun ? Die selbständigen Menschen verreisen , um Unbekanntes kennen zu lernen , neue eigene Wege in eigenen Gedanken zu finden, sie möchten Entdecker sein, Neues in ihr Leben bringen. Früher war das Reisen für die Jugend wichtig zur Bildung, Reisen gehörte zur Ausbildung, Reiseberichte eine Sammlung von neuer Erfahrung für das weitere Leben. Bei Kaufleuten war das Aufbauen neuer Beziehungen in ferne Länder eine Notwendigkeit für die zukünftigen Geschäfte. Diese Zeit ist vergangen. Beziehungen werden nicht mehr hergestellt . Sie sind vorhanden über die Medien und müssen nur noch abgerufen werden und zielgerichtet genutzt werden . Neue Beziehungsnetze als notwendig zu erkennen und entsprechend auszudenken und zu verknüpfen ist ein abstrakter gedanklicher Vorgang, es ist das kreative Reisen im Kopf in noch unerforschte Zonen. Das physische Reisen hat dabei höchstens eine stimulierende Rolle behalten.
Touristisches Reisen ist Entertainment:“ Enjoy your Trip „, den vorgefertigten Trip.
Das selbständige Tun ist kaum noch möglich- auch in der Arbeitswelt nicht. Die einzelne losgelöste Tat hat keine Auswirkungen mehr, es sei denn, sie schafft etwas
noch nicht Dagewesenes ,Ganzheitliches, ein Stück Neue Welt. Und dieses neue Stück Welt muss Bestand haben in einer Welt unendlicher Möglichkeiten .Und
Bestand haben kann sie nur in der Anerkennung durch Andere und wenn es zum Massenphänomen werden soll,, fast aller Anderen. Und um diese Anerkennung finden
zu können, ist der ganze Vorgang des Bekanntmachens durch die Medien notwendig.- Und damit hat sich die Frage nach dem eigentlichen Tun eingereiht in die
Fragestellung am Anfang. Wie verbinden die Menschen, auch wenn sie sich nicht als Touristen fühlen Ayers Rock mit ihrem Tun ?
Nachdenkenswert!

Australien (14)

ERSTE ERGEBNISSE DER LEHRSTUNDEN IN STADTENTWICKLUNG

1. Erosion und Verfall und Umnutzung der Bausubstanz:
Nimmt man das mittlere Alter eines Gebäudes mit einhundert Jahren an- und das ist sehr hoch gegriffen, gegen gerechnet mit einer Nutzungsdauer eines Gebäudes mit maximal fünfunddreißig Jahren – dann wird jedes Jahr ein Prozent der Bausubstanz erneuert, wenn Städte weder wachsen noch schrumpfen. Nimmt man die
Abnutzung der Gebäude durch Umnutzung in zentralen Standorten nochmals mit einem Prozent an, verdoppelt sich der Erneuerungsbedarf.
Wie schwer es ist, Gebäude über einen Zeitraum von einem Jahrhundert zu erhalten zeigen die wenigen Beispiele an erhaltener Bausubstanz aus der Pionierzeit in Australien., und diese erhaltenen Gebäude sind von Grund auf ständig erneuert worden und wirken sehr fremd in der sie heute umgebenden Bebauung, wenn man sie in im historischen Rahmen sehen will.

2. Erneuerung- Stadtentwicklung aus dem Bestand heraus:

Dieser Begriff ist ein Irrtum, wenn man den Erosionsprozess auf den Gesamtorganismus einer Stadt bezieht. Aus einem Erosionsprozess Entwicklungen ableiten zu wollen, ist eine absurde Vorstellung. Sie entspringt der Illusion des einzelnen Menschen, seine für sich erkämpfte, errungene Umwelt unverändert erhalten zu können und für die Zukunft konservieren zu können. Es verkennt dabei den Verfall der eigenen Person ,die Veränderung aller Lebensumstände und die ständige Wandlung in seinen eigenen Vorstellungen und Gedanken.

3. Evolution in der Natur:

Die Natur kennt kein Erhalten und Bewahren – die illusorische Zielsetzung der Konservatoren, die gegen die Zeit auch nur verlieren können. Die Natur entwickelt sich durch ständige Genmanipulation in neuen Quantensprüngen.. Dass daraus ein scheinbarer kontinuierlicher Prozess wahrgenommen wird, ist nur eine Illusion der Größenordnung, die gedanklich übergestülpt wird. Die Natur entwickelt auf Gedeih und Verderb!

4. Und wie geschieht Stadtentwicklung in einer bestehenden Stadt?

Stadtentwicklung geschieht nicht, sie wird gemacht. , durch Menschen erdacht und in die bauliche Realität umgesetzt. Es existiert kein Erhaltungsprozess- es existieren nur Erosion und Verfall nicht nur der Bausubstanz, sondern aller Funktionen in der städtischen Verflechtung. Unterlässt eine menschliche Kraft, die Verhältnisse zu ordnen und zu stabilisieren, setzt sofort der Verfall in Sinne der Entropie ein. Es ist ein kräfteverzehrender Aufwand nötig, um den Bestand ständig zu erneuern. Daraus ist aber noch keine Weiterentwicklung herzuleiten.! Weiterentwicklung erfordert neue Konzeptionen und größere Kraft, diese zu realisieren.
Das klingt sehr einfach und banal, ist aber von gravierender Bedeutung für die Planung.
Es heißt im Endeffekt, dass jede Stadtentwicklung auf grundsätzlich neuen gedanklichen Ansätzen beruht, aus Ansätzen, die über den Bestand hinausgehen und das Bestehende, da es nur einen Ort gibt, an dem es passieren wird, angreifen und zum Mindesten teilweise zerstören wird, d. h. Stadtentwicklung geht immer einher mit der teilweisen Zerstörung der existierenden Stadt. Inwieweit bestehende Relikte der bisher existierenden Stadt nun ,da eine neue Stadtplanung entwickelt worden ist, eingebunden werden können, ist nur ein Frage des zu verkraftenden Anteils toter Menge. So sind auch alle erhaltenen Bauteile der alten
Stadt in den neuen Städten erst einmal funktionslos oder nur noch Appendices im neuen Funktionsnetz. Das Alte ist seiner ursprünglichen Funktion beraubt und existiert nur noch als Relikt im Neuen. Dieser Gedanke ist in seiner Konsequenz erschreckend. Eine Stadt kann nur immer wieder neu konzipiert werden, egal wie weit von der existierenden
Form der alten Stadt entfernt. Das alte Stadtrelikt wird zerstört werden, oder nur als Illusionsbild im Stadtbild künstlich erhalten bleiben, wenn nicht eine neue Funktion in ein von Grund auf restauriertes Gebäude implantiert wird, egal wie weit weg von der ursprünglichen Funktion.(. Bankgebäude zu Spielbank in Melbourne, Bahnhof zu Spielbank in Adelaide,- endlos kann die Aufzählung fortgeführt werden. )

5.Stadtentwicklung in Cairns, Brisbane, Sidney, Melbourne- und nicht in Adelaide

Cairns: Über den rektangulären Grundriss einer Stadt mit fast durchgehend zweigeschossiger Bebauung wird:
a) ein Karree mit einem riesigen zweigeschossigen shopping-center überbaut, vollklimatisiert...
b) am Ufer des Küstensumpfes eine kilometerlange Esplanade angelegt, für eine großen Anzahl von zukünftigen Touristen
c) die alten Kaimauern des stillgelegten Hafens mit mehreren Luxushotels bebaut
d) die alte Hauptachse durch die Stadt vom Bahnhof zum Hafen, nun vom Einkaufszentrum, zu einem riesigen Schwimmbad vor der Küste umfunktioniert, für eine große Anzahl zukünftiger Touristen...
e) ein großer Flugplatz gebaut, für.....
Diese Maßnahmen sprengen die Dimensionen der alten Stadt, integrieren die alten Reste der Bausubstanz, funktionieren sie um. Es ist eine neue Stadt auf der alten Stadt entstanden. Der große Rest des Altbestandes funktioniert auch noch in seinen alten Bezügen, wird aber ausgerichtet auf das zu erwartende Neue.
Die Entscheidungskraft der planungspolitisch Handelnden ist ebenso zu bewundern wie die Gestaltungskraft der Planer.
Cairns ist eine neue Stadt, in einer neuen Dimension, einem neuen Image, einer neue n Bedeutung, eine aufstrebende Stadt. Das alte Cairns ist Geschichte in der neuen Stadt , ablesbar geblieben an baulichen Relikten,
Cairns ist eine Stadt voller Phantasie und Vorstellungskraft und einer Portion Nostalgie

Brisbane: Eine Backpacker-Stadt ist uns avisiert worden, gefunden haben wir eine gänzlich durch dekonstruktivistische Trümmerarchitektur versaute B tachpacker-Idylle und eine neue Stadt Riverside , so neu in Dimension und Gestalt, dass es einem den Atem verschlägt. Der alte Hafen hat wegen der Dimension der neuen Containerschiffe, die nicht mehr die Hafeneinfahrt passieren konnten, seine Funktion verloren, die Kaimauern sind abgerissen und an Stelle der Hafenschuppen steht eine neue Stadt aus Wolkenkratzern mit 40 bis zu 60 Geschossen , Büros, Apartments ,Hotels, in den unteren Geschossen neben den erforderlichen Servicefunktionen Restaurants, Läden und Entertainment auf mehreren Ebenen .Insgesamt ein architektonisches Glanzstück von Harry Seidler . Bewundernswert die Zukunftsvision der Bauherrn. Wer wohnt und arbeitet in Riverside-City? Russen, wurde uns zugeraunt, gesehen haben wir im Straßenbild Menschen aller Nationen des pazifischen Raume, das Bild einer Weltstadt. Brisbane, die bis zu diesem Zeitpunkt ohne Riverside-City existierende Stadt wird weiterhin als Stadtteil funktionieren, wie es die immanente Kraft dieses Stadtteiles vermag .und sich dann in etwas Neues verwandeln.

Sydney: Mit der Prämierung des Entwurfes von Jörn Utzon für das Opernhaus hatte Sydney seinen tiefgreifenden Kulturschock. Der gesellschaftliche Skandal , der dadurch entfacht worden ist , ist erst heute mit der Beauftragung des Sohnes von Jörn Utzon mit der weiteren Planung des Ausbaues, nachdem australische Architekten kläglich gescheitert sind , überwunden . Jörn Utzon kommt nicht mehr nach Sydney, zu tief ist er verletzt worden.
Sydney wird heute, wie es scheint, systematisch zu einer Weltstadt für neu hinzuwandernde Weltbürger entwickelt. Die Projekte des letzten Jahrzehnts haben in ihren Dimensionen, in ihrer im internationalen Stil entworfenen Gestaltung, diese Stadt von Grund auf so radikal verändert, dass man der Beschreibung Sydneys immer eine Jahreszahl beigeben muss. Die Beschreibung , die wir von Freunden vor der Reise mit auf den Weg bekommen haben ,deckte sich nur noch in einzelnen Stadtbereichen, ganze Stadtteile sind neu entstanden, wie z.B. Darling Harbour . Mit großer Bravour und Könnerschaft ist ein Stadtbild aus einer Phalanx von Hotels , Apartments, und einem Kongresszentrum einer großzügige Platzgestaltung , auf das alte Hafengelände gesetzt worden, und scheint von ersten Tag an zu funktionieren. Weltstadtniveau von einer einmaligen Faszienation. Mit welche Freude die Einwohner Sydneys aus allen Nationen dieser Welt das 100-jährige Bestehen ihrer berühmten Brücke feierten, war sehr beeindruckend. Sydney ist nicht erst durch die letzten großen Projekte zur Weltstadt geworden und es wird nun zu einer bedeutenden Metropole des pazifischen Raumes gemacht werden. Die Gründe für diese Expansion sind vielfach beschrieben , aber auch Naturkatastrophen in anderen Kontinenten, Kriege, die zur Flucht der Bevölkerung führten und politisch unsichere Lagen wie z.B. China/ Hongkong, sind die Auslöser für die Einwanderung im großen Stil. Das Immigrationsmuseum in Melbourne hat die Einwanderungsschübe sehr detailliert beschrieben.
Sydney wird entwickelt von international arbeitenden Könnern.

Melbourne: In Melbourne ist auf die alten Straßenkarrees unter Erhalt der Straßenrandbebauung , soweit sie nicht verfallen oder wertlos war, Hochhäuser in gänzlich neuen Dimensionen aufgesetzt worden. Diese prinzipielle architektonische Lösung haben wir schon in Wellington in Neu Seeland gesehen, und waren sehr erstaunt über den architektonischen Gleichklang, der durch die direkte Konfrontation der Gebäude unterschiedlicher Dimension entsteht.. Erst Skepsis, dann nach längerer innerer Diskussion im stillen Kämmerlein Zustimmung zu dieser Lösung, in der gekonnten Durchführung in Melbourne als beste Lösung empfunden.
Neben dieser so mit Hochhäusern aufgepfropften Innenstadt ist eine South Bank für die nächste Einwanderungswelle- man erzählte uns von Hongkong Chinesen , die sich im Rialto, dem höchsten Hochhaus ansiedeln- gebaut worden. Auf den Straßen wieder Weltbevölkerung wie in Sydney, Brisbane, Cairns. Die South Bank ist ein gelungener Stadtteil geworden mit der großartigen Uferpromenade auf der Sonnenseite, die mittags zu dem lebendigsten Ort in der Stadt wird.
Und nun noch im Entstehen: Melbourne Harbour. Aufheben des alten Hafens und Entwicklung eines wiederum neuen Stadtteiles für eine neue Bevölkerung. Hochhäuser für Apartments , Hotels und Büros et cetera . In der Erdgeschosszone ein- bis dreigeschossig Service am Wasser, grandios gestaltet, viel Kunst im Stadtraum und Grün, Grün, Grün, Baumalleen und Parks. Ohne weiteren Kommentar. Perfekt.

Und warum Adelaide nicht ? Ein kompakter Grundriss, auf dem Reißbrett entstanden und unverändert in der weiteren Entwicklung strikt eingehalten bis auf eine Anreihung von Kongresszentrum, Museum, Hotel an einer sehr attraktiven Uferzone des kleinen Flusses- Konzept der 50- 60 –er Jahre, tote Hose an einem der schönsten Orte der Stadt .Aus irgendeinem Grunde selbstbeschränkt. Vielleicht der Reißbrett Grundriss des Gründers diese Stadt? Vertane Chancen!

Und was werden nun Kingston und die kleinen Hafenstädte an der erlebnisreichen Südküste zwischen Melbourne und Adelaide machen ? Werden sie am Boom partizipieren, und wenn , in welcher Form ? Oder werden sie verlassen werden oder dahindümpeln. Die Seestädte an der Ostküste werden hochrangige Touristenzentren, bzw. sind es schon geworden. Aber die Städte an der Südküste ? „ Schön und kaffeebraun sind alle Frauen von Kingston Town !“Das wird zu wenig sein für eine Stadtentwicklung, die offensichtlich gewollt, aber noch in den Ansätzen stecken geblieben ist.
Kingston: Da gibt es einen auf eine Profilstahlsäule in den Himmel gehobenen
Trecker, da steht ein überdimensionaler, ich schätze über zehn Meter hoher, schrecklich angemalter Lobster am Straßenrand, Zeichen für ein Fischrestaurant, da gibt es ein Inselchen mit Kunstwerken : zum Auftakt einige Seelöwen, die sich im Ringkampf umeinander winden- ganz naturalistisch dargestellt und in Bronze gegossen- dann eine Reihe geformter Steine, nummeriert von eins bis zehn ,ganz abstrakt und modern gemeint, dann gibt es den obligatorischen Gedenkstein für die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges mit Bronzetafel und Namen der tapferen Soldaten, dann gibt es die Tankstele mit den kleinen Laden unter dem Dach- um dieses Zentrum Einzelhäuser in Holzbauweise , vereinzelt in Stein.- dann gibt es den endlosen Strand mit den hohen Dünen- etwas ganz Besonderes an der Südküste- ausgetrocknete Salzseen, und Wombats und Koalas im Eukalyptushain- und Touristen ?
Es wird aus diesem Bestand keine Stadtentwicklung geben, so reizvoll auch die Aufzählung der kleinen Attraktionen ist. Eine Entwicklung eines dieser Orte wird nur mit einem ganz neuen, in einem die Dimension dieser Orte sprengenden Ansatz möglich sein, um attraktive Orte für die Reisenden zwischen Melbourne und Adelaide oder die zu ihren Booten in die Häfen fahrenden Sonntagsausflügler zu werden –eine Idee im Stile Disneys. ,am Besten: Eine ganz neue Idee !
Eine Entwicklung aus dem Bestand, wie versucht, ist nicht denkbar. Siehe Oben ...

Australien (13)

MELBOURNE-ZWISCHENBEMERKUNG ÜBER DAS SCHREIBEN

Es ist völlig überflüssig, ein Buch über Kunst zu schreiben, wenn es nicht selbst Kunst ist. Aber das Reflektieren beim Schreiben hat mir besonders in den letzten Jahren, als das Notieren von Gedankenfetzen zur Gewohnheit geworden ist, geholfen, Grundsätze meines Handelns zu erkennen und mit der Formulierung in Worte zu festigen. Es ist ein rein reflexiver Vorgang, keine kreative Schöpfung wie das“ Machen“ von Kunst und wird so auch nie die Unmittelbarkeit des Ausdrucks haben. Aber es ist mir im Nachhinein eine Hilfe und es bringt Befriedigung, darüber mit sich reden zu können. Ich habe ausschließlich für mich, für meine spätere, nochmalige Überprüfung, und allein für mein Verständnis geschrieben.—Aber natürlich kann man darin auch wieder Geschichten finden und Metaphern entdecken – und das kann wiederum viel Spaß bereiten.

Australien (12)

MELBOURNE-ELISABETH

Es fällt mir sehr schwer, über das Erlebnis im Museum zu schreiben. Ich schäme mich meiner inneren Gefühlsausbrüche und fürchte den Spott über deren Heftigkeit. Ich berichte dann- analytisch beleuchtet- nach irgendwelchen übergeordneten Aspekten, die mir Abstand vor mir selbst bringen und schreibe, dass „wir hingerissen waren „, ein Wort aus der Mottenkiste der gepflegten abendlichen Konversation. „Ich habe geweint, ich habe kämpfen müssen, ein hörbares Schluchzen zu unterdrücken, ich war dem Erlebnis völlig hingegeben, ich war fassungslos glücklich„
Ein schönes junges Mädchen spielt die Kinderszenen von Schumann vor einem Kreis begeisterungshungriger Menschen- den Eltern, vor Fremden, Klassikfans, Museumsbesuchern, die zufällig in diese Sternstunde hineingezogen werden. Es soll für die Konservatoriums Schülerin nur eine Übung sein, sich vor einem Publikum zu präsentieren. Aber sie präsentiert nicht nur sich in ihrer jugendlichen Schüchternheit, aus der eine innere Bescheidenheit strahlt, sie spielt mit aufmerksamer Freude ihre Musik, die sie in vielen Stunden eingeübt hat , mit großer Erwartung an die Zuhörer. Sie öffnet sich in der Musik, der Musik Schumanns- ein Märchen wird Wirklichkeit.

Elisabeth, das kleine Mädchen aus Mühlhausen im ehemaligen Ostpreußen findet seine Liebe zur Klassischen Musik in der Klavierstunde, in die sie der Vater schickt. Für mich wird diese Klaviermusik der Mutter, mit der sie täglich lebt, auf dem Lande in Niedersachsen zu einem Zuhause .Hier in Melbourne spielt ein junges Mädchen Schumanns Kinderszenen. „ Wir sind hingerissen“ Die Eltern , vielleicht aus Thailand, schauen stolz zu.. Schumanns Musik ein Zuhause für Menschen aus aller Welt!

Der junge Komponist, vielleicht in Indien geboren, begleitet seinen musikalischen Freund , der Viola spielt und für den er die Sonate komponiert hat, am Klavier. Vor schwierigen Passagen hat er den Freund bewahrt, umso bravouröser und imposanter spielt er seine Musik am Klavier. Musik ist wahrscheinlich noch nie inbrünstiger gespielt worden und mit einer erstaunlichen technischen Brillanz,
- wie von dem Mädchen aus Melbourne, wahrscheinlich hier geboren.

Wir werden am nächsten Mittwoch nicht mehr dabei sein können- es wird uns sehr fehlen, aber bleiben wird die Erinnerung an ein wunderschönes Erlebnis mit der Jugend und ihrer Musik, die auch die unsere ist.
Ein langer Spaziergang an der Promenade der South Bank hat unser emotionales Gleichgewicht wieder hergestellt.

Ich sehe meine Mutter im Dachstübchen am Kiefernring, gegenüber ihrem Bett am gemieteten Klavier- nur ein Tisch mit zwei Stühlen hatte dazwischen Platz und man musste sich eng daran vorbeischleichen , um sich nicht am Ofen zu verbrennen. Sie singt beim Spielen mit, ganz hingegeben- zu Beethoven singt sie mit dem Text „Mohrungen, Mohrungen „, weil sie damals so glücklich gewesen ist .Das ist ein Bild, das meine frühe Schulzeit am Johanneum geprägt hat, das den abgestorbenen fremden Unterricht der Kriegshinterbliebenen überstrahlt hat. Meine Mutter am Klavier in der Musik diese jungen Mädchens, in der Musik Schumanns.. Das ist das immer wiederkehrende große Märchen in der Kunst. Man kann nur beten, dass diese Musik Menschen einander inniger werden lässt und den tiefen Abstand persönlicher Zurücknahme überwinden hilft. Es ist dann immer noch ein weiter Weg zur Befreiung der Emotionen, zu
Freude , schöner Götterfunke, Tochter aus Elysium .. eines Schillers und Beethovens.

Australien (10)

MELBOURNE-EHRENMAL

Da steht man fassungslos in Australien vor einem bombastischen Ehrenmal mit griechischem Portikus und peruanisch anmutender Pyramide für die Gefallenen des Ersten ( und Zweiten?)Weltkrieges, für Soldaten, die für das englische Commenwealth ihr Leben lassen mussten . Gefallen in einem Krieg des Mutterlandes gegen Feinde, die niemand in Australien kannte. Für ein Mutterland, dass sie wegen eines Deliktes verbannt oder aus ökonomischer Not verlassen mussten, dass sie politisch, religiös verfolgt hat, und dass ihnen oder ihren Vorfahren den Rücken zugekehrt hatte ..Verstehe das einer ?!
Heute noch schwärmen alte Leute von ihren Königen- man sollte sie aufklären, wenn sie denn zuhören würden.
Sind Australier mit den Engländern und den Amerikanern auch im Irak einmarschiert ?Oder hat politische Vernunft dieses verhindert?
Welche von den 140 Nationen in diesem Land will denn wo und mit wem mitmarschieren
Dieses Land hat alle Chancen zum Frieden !

Australien (10)

Reise 2007 - Melbourne-Kuddel Muddel
Reise 2007 - Melbourne-Kuddel Muddel
Reise 2007 - Melbourne-Kuddel Muddel
Reise 2007 - Melbourne-Kuddel Muddel
Reise 2007 - Melbourne-Kuddel Muddel
Reise 2007 - Melbourne-Kuddel Muddel
Reise 2007 - Melbourne-Kuddel Muddel
Reise 2007 - Melbourne-Kuddel Muddel
Reise 2007 - Melbourne-Kuddel Muddel
Reise 2007 - Melbourne-Kuddel Muddel

MELBOURNE-KUDDEL MUDDEL

Diese Tage werden mir jetzt zu aufregend. Dieses Kuddel-Muddel macht einen ganz konfus!
Es begann mit einem ruhigen Sonntag Morgen Spaziergang durch die Stadt. Vor Flinders empfing eine Dixielandkapelle mit „Won`t you come home, Bill Bailey ?“ in der Zielgeraden einen Peace-Lauf durch die Stadt .Die Sonne lugte hinter den Herbstwolken hervor. Wir wollten ins Konzert. Es würde wieder ein schöner Tag werden. Die zwei-drei Stunden gingen wie noch schnell ins Potter Museum hinter dem Square. Über die Architektur kein weiterer Kommentar , obwohl an diesem Eckbau man Ansätze zu erkennen glaubt, die hätten weiterführen können. Aber der Inhalt des Museums , das Herr Potter mit seiner Foundation gestiftet hat, Ist Kuddel-Muddel . Im 3. Obergeschoss eine Sonderausstellung : „ Australischer Impressionismus „: ein Hohn ! Der Impressionismus war eine Revolution !Und hier hing der fünfte Abklatsch an der Wand, seichter Kitsch oder tiefgefrorener Akademismus . Außerdem: Was heißt hier Australisch ? Nur weil einige in Australien geboren sind und den größten Teil ihres Lebens in Europa verbracht haben, oder als Europäer zeitweise in Australien gelebt haben ?Im zweiten Obergeschoss hängt ein großes Portrait, ganz bedeutend und härchengenau gepinselt, von Dr. Joseph Brown, dem großen Kunsthändler und Mäzen dieses Hauses. Im Erdgeschoss großformatige Machwerke in Aborigines Manier. Wie kann man in der gleichen Stadt, deren Museum, das Melbourne Museum, eine so fundierte Ausstelung zum Thema Aborigines gemacht hat, dieses verlogene Zeug öffentlich zeigen ?Mehr Porzellan kann man nicht zerschlagen!
Raus hier , und ins Konzert! Entlanggedrückt am Square, immer die Augen auf den Rundbau auf der gegenüber liegenden Seite der Strasse gerichtet ! Oma und Opa mit Enkeln, Mama und Papa mit Kindern drängen zum Eingang .Eine ganz aufgeregte Atmosphäre. Kinder sollen Carneval der Tiere hören !Und schon ging es los !
Zur Einführung das Vorspiel zu Hensel und Gretel von Humperdingh , dann der Bär Paddington : Der Dirigent übte mit dem Publikum den gemeinsamen Gesang zur Vollendung Schuberts Unvollendete mit soviel Heiterkeit, Engagement und—Erfolg - Dann Carneval der Tiere von Camille Saint-Sains und zum pompösen Abschluss: Tschaikowski Dornröschen!
Ein wunderbarer Nachmittag mit Oma und Opa, Eltern und Kindern, und einem engagierten Orchester mit zwei grandiosen Pianisten, einem großartigen gelösten Dirigenten und einem, die Kinder und Oma und Opas verzaubernden Sprecher, der mehr Schauspieler war.
So geht es doch auch! Warum dann diese Einbrüche in ekelhafte Ansprüche ?
Es ist schon sehr aufregend, dieses Kuddel-Muddel !

Wenn ich das Starportrait des so erfolgreichen Kunsthändlers Dr. Joseph Brown vor Kopf seiner Stiftung australischer Kunst des letzten Jahrhunderts ( als wenn es hier mehr gäbe als das eine Jahrhundert Kunst ) an das NVG, das Photo eines weißen Kunsthändlers, abgebildet im Kreis von Aborigines, der sich um deren Kunst „ verdient „ gemacht hat, in der Ansammlung von Acrylpünktchen auf übergroßen Leinwänden oder Holzstelen, - und die Kulissen Zirkusarchitektur um den für die Masse erfolgreichen Square sehe, werde ich ganz mutlos! Dagegen kommt man nicht an, Da ist jeder Gedanke an die Kunst verloren !
Die Schnecke zieht sich in ihr, von ihr gegen die Welt gebautes Schneckenhaus zurück und hofft, dass sie die Flutwelle neuen Unrates , der sich über sie ergießen wird, überstehen wird, und sie nicht untergeht, - einfach in eine Ecke gespült wird und verreckt.

Muss nicht ein Museumsdirektor wissen , was er da tut? Oder ist der Erfolgsdruck , unter dem er gegenüber seinen Freunden des Museums- von denen er bezahlt wird- so groß, dass es seinen klaren Blick verdunkelt ? Kennt er den Unterschied zwischen den französischen Impressionisten und den verspäteten australischen Epigonen nicht ? Oder ist er nationalistisch verblendet ? Das wäre ja fürchterlich! In diesem aufstrebenden , lebendigen Land, in dem junge Menschen aus über 140 Nationen leben, in einer Clique reichgewordener Einwanderer ,ein aufbrodelnder Nationalismus ? Diese Vorstellung ist grauenvoll ! Die Demokratie sei dagegen !
Ich gehe jetzt unter die Dusche, alles abspülen- und dann warte ich , dass wieder die Sonne aufgeht! Morgen ist Montag! Eine neue Woche beginnt .

Nachtrag vor dem Schlafengehen: Folgende Szene im Foyer des Konzerthauses nach dem Carneval der Tiere:
Eine ältere Dame, am Arm einen älteren Herrn, ist im Begriff, die Rolltreppe zu betreten, da tritt ein junger Mann des Personals des Hauses , vor, kniet sich vor dem alten Mann nieder und knüpft ein losgelöstes Schuhband wieder zu, erhebt sich lächelnd und – kurz eine Verneigung andeutend- führt er die Beiden vorsichtig auf die Rolltreppe.

Australien (9)

Reise 2007 - Melbourne-Kunst und Mäzenatentum
Reise 2007 - Melbourne-Kunst und Mäzenatentum
Reise 2007 - Melbourne-Kunst und Mäzenatentum
Reise 2007 - Melbourne-Kunst und Mäzenatentum
Reise 2007 - Melbourne-Kunst und Mäzenatentum
Reise 2007 - Melbourne-Kunst und Mäzenatentum

MELBOURNE-KUNST UND MÄZENATENTUM

Immer wieder kommt mir ein Gedanke in den Sinn, den ich gar nicht aussprechen darf, ohne gescholten zu werden: Der Sozialismus der Masse zerstört Kunst und Kultur. Über das Politisch-Soziale will ich mich gar nicht weiter ausbreiten. Der Beuys`sche Ausspruch: „ Jeder Mensch ist ein Künstler „ ist grundsätzlich missverstanden worden , auch , weil er falsch formuliert war. Goethe sagte:“ Edel sei der Mensch“ –nicht , dass er es ist. Und so ist Beuys zu verstehen. Jeder Mensch könnte ein Künstler sein, wenn..... und da beginnt die Kalamität, denn mit dem Anspruch, Künstler sein zu können, beginnt das Anmaßungsurteil der Masse, die Alles abschmettert, was sie nicht versteht, und selbstverständlich für mehr Cheese-Burger plädieren wird als für eine von ihr unverstandene Kunst. Kunst kann nicht abhängig gemacht werden vom Massenvotum . Kunstverstand braucht sehr viel Bildung des Einzelnen.
Für das Kunstschaffen interessiert sich nur ein kleiner kulturell gebildeter Kreis, der sich für Kunst über den Kulturtourismus, der von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit jettet, oder für Alte Meiser schwärmt, oder Klassik zum Frühstück und open-air-Klassik mit Picknickkorb liebt, hinaus Liebhaber für Kunstgegenstände ist .Kunst schaffen nur wenige!
Der Kunstbetrieb wird von einem engen Kreis Kunstinteressierter , die über das notwendige Geld verfügen, aufrecherhalten- ein überschaubarer Kreis. Wenn eine Gesellschaft das Erlangen von Reichtümern verhindert, wird der Kunstbetrieb erlahmen, und es wird keine Kunst gekauft und es wird nur noch wenige Kunst geschaffen.
Der ganze, oder doch die größte Anzahl der Ausstellungsstücke im Nationalmuseum sind von privaten Kunstliebhabern gestiftet, sind ursprünglich Teil einer Privatsammlung von Kunstbegeisterten , die das Geld hatten , eine Sammlung zusammenzukaufen, gewesen. Kunst interessiert immer nur den Einzelnen, und Kunst schafft nur der Einzelne, von Ausnahmen der Projektgruppenarbeit abgesehen. Es sind immer einzelne Personen, die den Kreis schließen. Kann ein Einzelner keinen Reichtum erwerben, wird es keine Sammlungen geben und letztlich keine Museen, hier sogar staatliches Museum.
Man muss natürlich in Kauf nehmen, dass wenige, die zu Reichtum gekommen sind, sich für die Kunst begeistern und Sammlungen anlegen werden. Aber ohne den einzelnen Reichen gäbe es gar keine Kunst.

>Australien-Melbourne- Aborigines

In der Aborigines- Ausstellung im Melbourner Museum ist mit großem Ernst und Ehrlichkeit versucht worden, die Ursprünge und die Einflüsse aus die Kultur des Pazifiks aufzudecken.
Überraschenderweise hängt inmitten von Werken der Aborigines ein großes Portrait Photo von Papst Paul II mit dem erläuternden Hinweis dass ein Großteil der Bevölkerung schon Anfang des 20.Jahrhunderts den christlichen Glauben angenommen hat und dieser Glaube vermischt mit mythischen Vorstellungen ihrer überkommenen Welt die Zeichensprache ihrer Bilder mitbestimmt hat. So wird Vieles zu erklären sein, was über die bekannten magischen Zeichenfiguren der Götter- und Tierwelt , wie wir sie auch aus Lascaux kennen , hinausgeht.
Dennoch ist der Weg zur Kunst, zur internationalen Gegenwart sehr weit und das Hochstilisieren ihrer Bilder , auch wenn sie abstrakt erscheinen und formale Ähnlichkeiten mit neuzeitlichen .. Kunstströmungen aufzeigen, unverantwortlich. Was als Aborigines –Kunst gezeigt wird, z.B . in den Museen in Canberra und Sydney ist nur ein Abklatsch in Acryl in Anlehnung an die Formwelt echter Aborigines- Bilder. Man sollte dieser Verhunzung der Aborigines.Originalität vehement entgegentreten,---- auch wenn es das Geschäft einiger Halunken verdirbt.

Australien (8)

Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft
Reise 2007 - Melbourne-Ankunft

MELBOURNE-ANKUNFT

Gestern erreichte Karina mit ihrem behinderten ( gegen das Wort behinderten hat Karina Einspruch erhoben und so lassen wir es bei stummem oder schweigendem, nicht hören könnenden und nicht hören wollenden- und wenn er etwas hören kann, nicht verstehen wollenden ) Mann Melbourne . Thema vor dem Bahnhofsgebäude : Abends ein Hotelzimmer finden. Ziel: Ibis-Hotel.
Gott sei Dank haben wir das Hotel mit der Taxe angefahren, denn am Tresen erfuhren wir ,dass das Hotel ausgebucht sei. Also Weiterfahrt mit dem Taxi .Karina ließ vor dem Marriott vorfahren, erklärte dem Nachtportier , dass das Hotel zu teuer sei und er bitte ein preisgünstigeres empfehlen möchte. Er folgte brav den Bitten der charmanten Lady und suchte im Internet ein Apartmenthotel neben dem ausgebuchten Ibis-Hotel aus, und also fuhren wir mit der Taxe dorthin zurück. Der Taxifahrer ließ sich die zweite Tour von der charmanten Lady nicht bezahlen und wünschte uns, d.h. dem stummen Ehemann und der energischen Lady einen guten Aufenthalt und fuhr davon. – Wir hatten, wie selbstverständlich , ein neues Quartier bezogen. Jedenfalls sagte Karina: „ Es klappt immer wieder !“ Es stimmt!

Australien-Melbourne- Auf der Suche nach der Kunst

Vielleicht darf man nicht immer wieder die Architekturauffassung Europas , die in den internationalen eingegangen ist, zur Beurteilung der australischen Moderne heranziehen- dann wird man vielleicht seine grundsätzliche Ablehnung der Fassadenarchitektur der gerade „brandnew“en Gebäude um den Federation Square überwinden. Für mich war das gestern. Tingel-Tangel- Jahrmarktsbuden- Architektur, Zerstörung jeden Gestaltungswillen im Detail- wie schon im Nationalmuseum in Canberra .Die Architektur Brisbanes ist bester internationaler Stil der neuesten Moderne, für uns Europäer, wenn wir nicht in heimische Nostalgie verfallen sind, hinreißend.- Aber was bedeutet das für die junge australische Generation , dem Multi-Kulti, dem gelebten lebendigen Kuddel-Muddel der verschiedensten ethnischen Gruppen, die gegeneinander kaum noch auszumachen sind ? Vielleicht drückt sich im Federation Square gerade dieses formlose, auch in der Architektur als lebendig empfundene Kuddel-Muddel aus, und wird als befreiend von konventionellen Maßstäben empfunden. Der große „Screen“ , der in zerhackten „Spots „ die Siegesehrungen der Schwimmweltmeisterschaften mit grellen Lichteffekten in die Stadt schrie, entspricht vielleicht mehr der gesellschaftlichen Wirklichkeit als eine wohlgestaltete Fassade im internationalen, oder gar noch europäisch historischem Stil ?
Die Massen lockt diese Art formlosen städtischen Raumes und die Zirkusarchitektur in dem ihr eigenen Spektakel an. Die öffentlichen Photos in allen städtischen Werbeprospekten zeigen diesen Square immer brechend voller Menschen, die auf die aufgebauten Bühnen und Screens fixiert schauen. Das gab es im traditionellen Stadtraum Melbournes noch nicht, wenn nicht in den großen Stadien.. Vielleicht werden diese Massenveranstaltungen besondere „Events“ , eine neue Belebung der City werden- jenseits der Beschaulichkeit geschlossener Museen . Städte sind keine Museen, die für Touristen im historischen Stil aufrechterhalten werden. Die neue Auffassung , wie sie sich, vielleicht von mir missverstanden, im Square ausdrückt, liegt jenseits von Traufhöhen und dem goldenen Schnitt. Ich bin da zur Zeit „Raus“ Noch ? Man sollte darüber nachdenken, ohne vorschnell zu urteilen.!

Schon am gleichen Abend zweifle ich an dem, was ich am Morgen geschrieben habe und lasse keine Nachsicht walten nach den Erlebnissen des heutigen Tages !
Wir waren, wie wir es uns vorgenommen hatten, auf der Suche nach der Kunst ins Museum gegangen. – Nationalmuseum. Auf drei Geschossen Kunst aus allen Erdteilen, ein großer Anteil aus Europa. Alles, was private Sammler auf dem Weltmarkt der Kunst erwerben konnten ist hier mit viel Engagement im besten Ambiente ausgestellt. This room ist gift of Lady Reid, The Rhembrandt cabinet, eine Galerie mit klassischer Moderne ist von Helena Szental gestiftet, und so weiter und so weiter. Vertreten von der Moderne: Rothko, Soulage, Fontana, Calder, de Kooning, im nächsten Abschnitt :
Kiefer, Richter, Noland, Paladino und natürlich Picasso, Matisse, auch Frankenthaler und Wharhol. Soweit Europa und Amerika.
Es gibt in diesem Museum ägyptische und römische Antike, es gibt Kunst aus Bolivien, Japan und China etc.
Die Aufzählungen sind jetzt in meinem verwirrten Kopf unvollständig und rein zufällig. Kurz : Wir haben die Kunst gefunden und in einem Umfang, wie wir es nicht erwartet hatten.
Es gibt hier auch eine „klassische“ Kunstszene , deren Bestandteil auch die europäische Kunst ist , von Kunstliebhabern getragen, und um so unverständlicher wird die Ansammlung von Zirkusarchitektur in der Nachbarschaft.—Und das kann man nicht gelten lassen !

Vor einem wunderbaren Gemälde von Tiepolo stand ein Flügel. Als wir uns diesem Ausstellungssaal näherten, spielte Kay Chin mit jugendlicher Bravour Chopin , Scherzo No 2 op 31 . Wir waren hingerissen. Wir hatten die Gemäldesammlung in Melbourne nicht erwartet, noch weniger ein Konzert im Museum in solch einer hohen musikalischen Qualität. Wir hörten Richard Strauss bis zum letzten Ton und vergossen, ausgehungert wie wir waren, Tränen in der Wiederbegegnung mit unserer heimatlichen Kultur.
Was ist der Busch, die Natur ohne menschliche Kultur aussagelos schön- man kann nicht darüber reden, Kunst machen wir Menschen und streben weit über die stumme Natur hinaus.

Die Rückseite des Programmblattes ist der rechte Ort, meiner Begeisterung für das gestern Erlebte, Gesehene und Gehörte, Luft zu machen.
Da sitzen drei junge Damen vor dem grandiosen Bild von Tiepolo- wo mögen sie geboren sein ?, leben gemeinsam in Melbourne und spielen Richard Strauss ,einen Komponisten meines Heimatlandes, habe ich gestern gesagt. Welch ein Unsinn! Welch eine Anmaßung !Sie spielen Richard Strauss, der diese Musik für die Menschheit geschrieben hat , es ist die Musik dieser Welt! Diese jungen Damen haben diese Musik in ihre Herzen aufgenommen, es ist ihre Musik, wie es die meine ist, ein Geschenk an die Welt. Vielleicht lieben diese jungen Damen sie noch mehr als ich!
Nie wieder werde ich von der Musik meines Heimatlandes , von unserer Musik mit dem anmaßenden Besitzanspruch reden .
Welch ein Irrtum war die Diskussion um eine Leitkultur als Grundlage des organisierten Zusammenlebens in einem Staat. Zum Teufel mit dem belastenden Wort Heimat in diesem Zusammenhang, es ist schon längst aufgegangen in einer Welt, in einer großen kulturellen Gemeinschaft, Richard Strauss wird überall auf der Welt gespielt und bietet überall ein Zuhause , auch für mich in Melbourne. Es ist auch meine Musik in dieser großen weiten Welt.

Australische moderne Kunst ? Neben dem Fontana hängt ein Bild von John Nixon, geb. 1949 in Australien ( Silver Monochrome 2006)Es hängt im Raum mit Helen Frankenthaler, Richter, Immendorf, wharhol . ein Bild von Michael Taylor. Es hängen im Rhembrandtcabinett mit einem späten Werk ( Alter Mann mit weißem Haar - ein faszinierender Rembrandt ) Tuschezeichnungen von Fred Williams, gesammelt von der Stifterin Lady Reid – ein bisschen Twombley, ein bisschen Rembrandtzeichnung.
An der Southbank steht eine Skulptur von Clement Meadmore( 1929 in Australien geboren ),“ Derwish“ bezeichnet,. Es steht vor dem Verwaltungsgebäude auf der Southbank eine Stahlplastik von Inge King „ Shearwater“ etc, etc.
Australien ist hier Moderne Kunst !

Australien (29)

Reise 2007 - Frazer Island
Reise 2007 - Frazer Island
Reise 2007 - Frazer Island
Reise 2007 - Frazer Island

FRAZER ISLAND

Der fröhliche Tag mit Henning, dem ehemaligen Norddeutschen, der uns über die größte Sandinsel der Welt- aale Sehenswürdigkeiten sind die größten, schönsten und vor allem einmalig- führte, der in seinen australischen Geschichten voll feiner Ironie nur von „ uns hier „ sprach, von Kindern, Familie, seinem Dingo, und dem wilden Paradies Australien –was nun offensichtlich seines geworden war- wird immer wieder im Gedächtnis auftauchen ,und ein Lächeln wird bei jeder seiner Geschichten das Gesicht erhellen. Es war ein schöner Sommertag im „Winter“ auf Frazer Island.

Reise 2007 - Frazer Island
Reise 2007 - Frazer Island
Reise 2007 - Frazer Island
Reise 2007 - Frazer Island

Australien (28)

SKIZZE ZUM 10-JAHRES-JUBILÄUM DER BURGWALLSCHANZE

Es war der sehnlichste Wunsch, mit der Beendigung des Erwerbslebens eine andere Welt zu schaffen und dieser anderen Welt eine Chance zu geben, weiterhin zu bestehen.
Es war das größte Projekt in unserem Leben. Für diese andere Welt musste ein Ort in der realen Welt gefunden werden, der frei von allen Vorbelastungen, offen für neue Entwicklungen sein musste , und der uns frei zur Verfügung stehen musste. Von dem Tag an, an dem wir die Burgwallschanze das erste Mal sahen und betraten, wussten wir, dass wir diesen Ort gefunden hatten- un seit diesem tag arbeiten wir auf der Schanze.
Anfangs galt es, Vertrauen zu finden bei denen, die über das Objekt, die Immobilie, verfügten, und Erwartungen bei Freunden zu Wecken. Das Projekt, eine andere Welt zu bauen, aus dem Reich persönlicher Illusionen herauszuführen und konkret, für alle anderen erlebbar zu machen, fand eher ein Lächeln in dieser Welt, als Verständnis . Allein die drei Kriterien für das Handeln auf der Burgwallschanze in dieser anderen Welt –
1. Kein Geldverkehr auf der Burgwallschanze, eine Welt ohne Handel, es darf nichts verkauft werden, kein Geld für irgendwelche Veranstaltungen oder Präsentationen genommen werden.
2. Es finden nur geladene Gäste Zugang zur Burgwallschanze.
3. Keine Darstellungen in der Tagespresse- die Burgwallschanze ist nicht von dieser Welt
Stieß auf Unverständnis und die Einhaltung dieser Kriterien musste oft erkämpft werden, und dieser Kampf ist auch einmal im 3.Punkt verloren worden durch Verletzung aller privaten Persönlichkeitsrechte

Das Ziel der Burgwallschanze : Atelier für junge Künstler zu werden neben der künstlerischen Arbeit von Alt und Jung , ist von allen Freunden sofort aufgenommen worden und mitgetragen worden.
Ohne das Mäzenatentum der Freunde der Burgwallschanze wären die Erfolge nicht so großartig ausgefallen. Aber Träger des kulturellen Lebens waren von Anfang an die jungen Künstler, für die dieser Ort geschaffen worden ist. Es war ein Geschenk des Himmels , so bedeutende Künstler kennen lernen zu dürfen und sie lieb zu gewinnen , für sie Dasein zu dürfen.

Die Organisation des Schanzenlebens war ganz einfach: Junge Künstler traten im festlichen Rahmen auf der Burgwallschanze auf, vor geladenen Freunden, man feierte gemeinsam bei Speis und Trank den Erfolg- und wer seiner Freude Ausdruck verleihen wollte, spendete auf das Konto der Hochschule Hanns Eisler für ein Stipendium förderungswürdiger junger Musiker.
Und die geförderten jungen Künstler treten in die Fußstapfen der Förderer und fördern auf der Burgwallschanze die nächste Generation. Und die Burgwallschanze steht als Atelier mit der Organisation der Veranstaltungen und der Sorge um das leibliche Wohl der Gäste zur Verfügung.

Das ist die andere Welt, die keine Illusion bleiben durfte, ein Leben für die Kunst- ein unabhängiges Leben für die Kunst .Gefordert ist nur allerhöchste Qualität ! Über diese wird ein gewähltes Gremium aus jungen und alten Künstlern. So einfach ist das!
Und wenn die nächste Generation das Projekt der anderen Welt mit Engagement weiterführt, und die Burgwallschanze der Ort guter Kunst ist, sind wir glücklich!

Australien (27)

DER DICKE SCHWARZE MANN

Es gibt Momentaufnahmen, in denen eine ganze Geschichte komprimiert ist, wie zu Beispiel auf diesem Bild in folgendem Rahmen:
Der Bus hatte mitten in der Nacht an der Central-Bus-Station irgendeines Provinzstädtchens vor dem gebogenen Wellblechdach auf Stahlkonstruktion gehalten. Der Busfahrer hantierte unter Neonlicht an seinen Gepäckfächern unter dem Bus. Auf der Holzbank in der Wartezone unter dem Wellblechdach dass ein sehr dicker Schwarzer Mann, die hängende Wölbung des unmäßigen Bauches reichte bis zwischen die gespreizten Knie, auf die die Hände gestützt waren. Die eine Hand hielt eine glimmende Zigarette, die andere eine offene Schachtel Zigaretten. In der Schachtel eingeklemmt das Feuerzeug.
In gleichen kurzen rhythmischen Bewegungen hob der linke Arm die glimmende Zigarette an den spitz geformten Mund, die Zigarette glimmte zweimal kurz auf, und der Rauch wurde mit tiefem Atem inhaliert. Der Arm sang wieder auf das linke Knie, und aus dem geöffneten Mund qualmte der Rauch . Ohne einmal zwischenzuatmen wurde hektisch ein weiterer Zug genommen und der Zigarettenrauch tief inhaliert. Die schweren Nackenwülste schwitzten. Das ehemals weiße Teeshirt spannte über dem dicken Bauch. :Neben den Gummilatschen standen drei Flaschen mit Orangade und Wasser, die mit einer schnellen Bewegung der Hand mit der brennenden Zigarette in den offenen Mund bei nach hinten in die Nackenwülste gedrücktem Kopf geschüttet wurde .
Der dicke schwarze Mann rauchte in den Minuten vor der Abfahrt des Busses drei Zigaretten und leerte alle Flaschen , zwang sich in den Bus und ließ sich auf die zwei Sitze in der Reihe vor mir fallen, beim schweren Atmen hüstelte er- ich stellte Klimaanlage auf Durchzug , um diesem Tod zu entgehen.
Irgendwann bei einer der nächsten Halteselen an einer Central- Bus.- Station irgendeines weiteren Provinzstädtchens war er dann ausgestiegen, der dicke schwarze Mann auf der Holzbank unter dem Wellblechdach auf Stahlrohrkonstruktion: Das Bild des plötzlichen Todes !

Australien (26)

ICH LAUER AUF DIR

Mohrungen, mein ferner Geburtsort, die Stadt, deren Name mein Pseudonym wird, ist für mich noch ein fiktiver Ort geblieben.
Einmal haben wir ihn mit Bruder und Neffen auf einer Spritztour durch die Heimat , wie es hieß, aufgesucht. In Erinnerung an diesen Besuch ist mir geblieben, dass mein Herz vor dem Haus, in dem ich geboren sein soll, nicht höher schlug, auch nicht .als ich die Schule ,in der mein Vater unterrichtete, sah und das Dohna-Schlößchen, in dem heute ein Museum eingerichtet ist, in welchem zu meinem Erstaunen die Geschichte der Adligen aus der damaligen Zeit dargestellt ist. Ich habe an Herder gedacht.
Wir fuhren durch die schöne kurzhügelige Landschaft – irgendwo hinter kleinen Hügeln musste das Gut von Onkel Pat, meinem Patenonkel, liegen- und kamen nach Rastenburg, mit dem mich kaum Erinnerung verknüpft: weder erkannte ich das Haus, in dem wir gewohnt haben, noch wurden hier Erinnerungen an meinen Vater geweckt, den ich hier zum letzten Mal gesehen habe, noch fand ich den Bordstein, an dem mir Tante Klein das Gehen mit einem Fuß auf der Kante und dem anderen im Rindstein beigebracht hat, er konnte einer von vielen sein . Das war alles .Und beim zweien Besuch auf dem Fahrrad in Richtung Wolfsschanze war mir alles noch unverständlicher und fremd.
Auch die Ecke , an der mich nach langem Suchen meine Mutter fand und ich ihre Frage, was ich hier mache, geantwortet haben soll: “Ich lauer auf Dir „!
Mohrungen wird nun alles heißen, was ich produzieren und hinterlasssen werde - es ist die Realisierung einer Fiktion. Mein „Ort“ ist die Burgwallschanze .Auf ihr setzt die Erinnerung an ein anderes, bisher verdrängtes Leben ein. Die Erweckung dieser Erinnerung wird viel freudige Arbeit und viel der immer kostbarer werdenden Zeit erfordern.
Es wird die Erfindung der Geschichte, eine Fiktion!

Australien (25)

UNTERWEGS MIT MONDGESICHTERN

Es war ein wunderschöner Sonnentag- sieht man von meiner Lästerlichkeit einmal ab, die aber auch irgendwie und irgendwo auch ein Fünkchen Ironie in das Leben streut-. Und wie die Sonne am Tage hat uns der volle Mond die ganze Nacht begleitet, er ist mit uns gereist, hat uns viel Neues gezeigt, auch viel in seinem Schatten verborgen, was wir uns nur in der Phantasie ausmalen konnten, viel erzählt und viel verschwiegen.
Es war eine hellwache Nacht, die uns nur kurz immer wieder in somnambulen Tiefschlaf versenkt hat. Der Mond hielt uns wach mit seinen Tänzen von Front zu Heck in den gerahmten Bildern der Seitenfenster. Einmal schwang er sich kühn in die Seitenfenster hinein und nach einigen eleganten Wellen wieder hinaus. Dann hüpfte er bei schlechter Wegstrecke von hinten in vielen Sprüngen wieder nach vorne , Dann strahlte er lange ganz ruhig am Firmament auf ein ebenes Wiesenland, auf dem die Konturen eine liegenden Herde schwach zu erkennen waren, oder ahnte man es nur, spintisierte?
Es war Vollmond, da singen die Geister , umso wacher die Phantasie!
Es sprudeln die Geschichten von Elfen und liebenswerten Räubern und entführten Bräuten. Und umso heißer die Bilder, umso schacher die Schatten, umso geheimnisvoller das kühle Mondlicht!

Australien (24)

VOM AFFEN IM BUS

Es ist nicht schwer, die Abstammung des Menschen vom Affen verständlich zu machen. Man muss nur den Jugendlichen zuschauen und zuhören, wie sie sich in der Öffentlichkeit, zum Beispiel in einem Greyhound-Bus verhalten: Sie krümmen die Schulter nach vorne und lassen die Arme, in der Hand eine Zigarette, ganz lang auf die Erde hängen, ziehen ihre Knie an den Bauch und setzen ihre meist nackten Füße auf Tischkanten und Sitzlehne, wie es sich gerade ergibt.- Sie kreischen ( weiblich ) und brüllen (männlich ) in einer Sprache, die den Lauten der Affen, wenn sie herumgestikulieren und Grimassen schneiden, - wie die Menschen – sehr viel ähnlicher ist als der in der Zivilisation errungenen Lautwelt in Sprache und Gesang. Dabei spreizen sie ihre Beine weit auseinander , so dass ihre Geschlechtsteile außerordentlich zur Geltung kommen! Nur kratzen, kratzen tun sie noch nicht wie die Affen.
Irgendwo muss die Erziehung ja eingesetzt haben, denn von Natur aus ist diese Zurückhaltung nicht zu erklären.!

Australien (23)

Reise 2007 - In der Airlie-Bay
Reise 2007 - In der Airlie-Bay

IN DER AIRLIE-BAY

Hier sieht man , wie in Cairns , Aussies , die in die schönsten Buchten Yachthäfen anlegen und an den Uferspitzen in die Bucht Hotels und Apartments im neuzeitlichen internationalen Stil mit architektonischem Anspruch bauen . Man weiß, was man will, man sucht Käufer und Mieter und schaut offensichtlich zuversichtlich in die Zukunft. Die alten Relikte, überkommene Hafenanlagen warten nur darauf, ersetzt zu werden. Erschlossen ist das Neue über eine kilometerlange Promenade neben der alten asphaltierten Fahrbahn.
Die alte Hauptstrasse mit Fast-Food und Bierseeligkeit muss man nicht aufsuchen. Ihr vorgelagert ist eine schöne Wasserlandschaft, die den fehlenden natürlichen Sandstrand ersetzt. Perfekt ! Schon in Cairns war dieser Geist , Neues ohne Nostalgie zu schaffen, zu spüren. Wir nehmen gern an diesem Aufschwung teil.

Australien (22)

ENJOY YOUR LIFE

Was man unter “ enjoy your life” verstehen muss, hat sich beim Spaziergang durch die Hauptstrasse dieses kleinen Seebadstädtchens - eigentlich eine Strasse wie in allen australischen Städtchen, die wir bisher gesehen haben, : zweigeschossige Häuschen aus Holz oder auch Stein, stillos aneinandergereiht oder nebeneinander gestellt, breiter Straßenraum dazwischen für viele Asphaltbahnen, Krempelläden wechseln sich mit Fast-Food- Restaurants im Erdgeschoss ab. Plötzlich öffnet sich die Front : Holzbänke an Holztischen, wie man sie vom Campingplatz her kennt, voll besetz mit gestikulierenden Biertrinkern und -trinkerinnen , abgegessene Teller mit gekreuztem Besteck zur Seite geschoben, Arme heben sich, neue Biere zu bestellen, Man „ enjoyt the life „ vor der Geräuschkulisse irgendeiner hämmernden Fast- Food- Musik , durchdrungen von dem Straßenlärm.

Australien (21)

PHOTOGRAPHIE-BILDER

Ich photographiere Bilder- nicht Abbilder einer vereinbarten Außenwelt Ich photographiere Bilder meiner Vorstellungswelt-
in sich geschlossene Bilder einer eigenen Welt. Ich finde sie
Meistens im ganz Nahen, scheinbar Ausschnitte aus einer großen Welt in anderen Zusammenhängen. Es sind „ ready-mades“ aus meinem Augen-Blick. Ich suche sie, wie süchtige Goldgräber ihre Nuggets suchen und finden. Sie werden mit einem kleinen Fingerdruck auf den Auslöser gebannt, nachdem sie noch einmal auf dem Display kurz aufgeleuchtet sind, auf das kleine Chip. Ein Mega-Chip mit 1000 Bildern trage ich in meinem Brustbeutel über meinem Herzen , zusammen mit meinen Identitätsausweisen. Die Natur ist ein großer Künstler, der uns seine Bilder im Übermaß schenkt. Wie dankbar ich bin !

Ich habe Serien von Bildern photographiert ! In Erinnerung tauchen jetzt auf :
- Serie der Photos von bewachsenen Zaunpfählen in Sylt
- Die aufregenden Bilder, geschossen vom Schiff auf dem Jangt-Tse auf die Felsformationen am Uf er des Jangt-Tse , alles Wotruba`s
- Die Gärten in China durch die runden Fensterausschnitte der Holzpavillons gesehen, Naturgemälde gerahmt, eine wunderbare Galerie von Bildern.
- Die Bergumrisse gegen den leuchtenden Morgen- oder glühenden Abendhimmel in Griechenland, Konturbilder, die ich auch viel skizziert habe

Ich sollte diese Bildergalerie aufarbeiten und in Buchform zusammenfassen! Das wird ein ganz besonderes Erlebnis!

Australien (20)

SEHNSUCHT NACH DEM SPARGELBEET

Ich bin mir nicht sicher, ob ich je gewagt habe, das Spargelbeet zu beschreiben. Diese Szene aus der frühen Kindheit ist ein Bestandteil meines täglichen Lebens geworden , wird immer wieder herbeizitiert und von Gehirnzelle zu Gehirnzelle weitergegeben , um ein bestimmtes Lebensgefühl wieder zu erwecken. Ich habe mehrmals den Anlauf gemacht, Spargelbeete nach ihrer Ernte , wenn die Spargelstangen durchgeschossen sind und zu kleinen Miniaturbäumchen aufwachsen und die sich im Winde wiegenden Spargelwälder bilden, zu photographieren , um meine Erinnerung an dieses ruhige und feste Lebensgefühl noch enger an mich zu binden- aber immer wieder habe ich davon Abstand genommen, weil ich wusste, dass ich dann mein Lebensgefühl literarisieren und ein für alle mal zerstöre. Und auch aus diesem Grunde habe ich das Spargelbeet nie mehr erwähnt- es aber ständig vor mir gehabt.
Jetzt bin ich alt und habe Angst, es zu vergessen, dass diese Szene meines Lebens auf der Bühne des täglichen Ablaufes verloren gehr und damit nicht nur das Gefühl, sondern auch die Erinnerung an dieses Gefühl. Ich werde es nicht beschreiben können und will es auch nicht, sondern ich will nur Spuren für das Gedächtnis nach diesem Gefühl legen.

Heißer , staubiger Sommer in Wietzetze. Ich liege auf dem Rücken in einer Furche im Spargelbeet. Der Spargel ist hochgewachsen , die Ernte, die Arbeit , das aufgeregte Einbringen nach dem Spargelstechen am frühen Morgen vergessen, die Sonnenstrahlen spielen mit den seidenweichen Ästchen des Spargelstrauches , die der Wind in ein gleichmäßiges Wiegen des Stammes in einem betörenden Rhythmus schwingt .
Meine Augen blinzeln in die Sonnenstrahlen und schließen sich gleich wieder, um sich dem Schattenspiel auf den Augenlidern hinzugeben. Die Wärme durchdringt den ganzen Körper und der Staub legt sich wie Wunderpuder auf die Haut. Es ist Sommer!
In die aufgeworfenen Hügel hatte ich Straßen und Höfe für meine Mitmenschen gegraben, die, genauso groß wie ich, unter den Spargelbaumkronen lebten und Geschichten erzählten, Zwiste um ihre Pferde austrugen und mit Hunden spielten. Die andere Welt, die der lauten Stimmen, gab es nicht. Manchmal begegnete ich ihr in den überdimensionalen Fußstapfen des Bauern oder meiner fremden eigenen nackten Füße.
Die Zeit schien unendlich, der Raum eng um meinen Leib gespannt. Außer den Fußstapfen gab es nichts Fremdes in dieser kleinen Welt, die nur mein Eigen war, wo ich zu Hause war, in meiner Heimat.

Viel hat dieses Gefühl mit der Benommenheit des Sommers, den rhythmischen Lichtreflexen auf den Augenlidern zu tun, aber dies es alles sind nur die physikalischen Randbedingungen , die auslösende Funktionen haben können. Was das Heraufbeschwören dieses Lebensgefühls für mein tägliches Bewusstsein ausmacht, ist das Entscheidende:
Das Bewusstsein zu schärfen über die alltägliche Erfahrung hinaus in eine abgehobene Welt der Phantasie, in der sich die Realität verewigt.
Diese Realität , dieses Vereinen mit der lebendigen Natur nach der Hast der Arbeit wiederzufinden, ist das Ziel dieser immer wieder mit Mühe gefundenen Versenkung. Hier finde ich meine Bilder, hier finde ich womöglich meine Heimat, wenn ich denn mal zu Hause ankomme, wieder im Spargelbeet der frühen Kindheit.

Ich habe schon einmal vom Spargelbeet erzählt ! Mein verehrter Lehrer auf dem Gymnasium, Herr Dr. Lennert, der uns später verlassen hat und eine Professur in Berlin angenommen hat - was in unseren Jugendaugen etwas Außerordentliches war - hatte uns zur Aufgabe gemacht, von einem Tag auf den anderen eine Geschichte aus unserer Kindheit aufzuschreiben. Damit zollte er uns Respekt vor unserem, zwar noch jungen, aber für uns bedeutenden Alter und er entlockte uns Reflexionen über das eigene Leben. Er war ein guter Lehrer. Ich hatte den Klassenkameraden schon vor dem Unterricht mein vollgeschriebenes aus Heft gezeigt und ihre Neugier geweckt. Sie kannten meine spannenden Räubergeschichten aus Böhmsholz , wo wir gemeinsam im Jugendlager zur Nacht Geschichten erfanden , um uns das Einschlafen möglichst gruselig zu gestalten.
Als Dr. Lennert dann fragte, wer seine Geschichte vor der Klasse vorlesen wolle, zeigten alle mit dem Finger auf mich, und etwas verlegen las ich das ganze Heft vor, und alle lauschten gespannt. Es war die Geschichte des Spargelbeetes, das Bewusstseinerwachen meiner Kindheit. Als ich das Heft wieder geschlossen hatte, schwiegen alle, auch etwas verlegen ob der starken Emotionen, aber ich war in der Klasse angekommen.
Dr. Lennert fragte mich, ohne vorher ein Urteil abgegeben zu haben, ob ich ihm die Geschichte schenken würde und ihm das Heft überlassen würde. Ich gab es ihm schweigend mit einem Gefühl großer Dankbarkeit .Das Pausenzeichen klingelte und die fast peinliche Begebenheit fand ein abruptes Ende . Aus der Klasse kamen Reaktionen wie mit auf die Schulter klopfen und Daumen heben. Ob Herr Dr. Lennert das Heft noch hat ?

>Australien- Weg nach Hause

Ich bin auf dem Weg nach Hause. Der Weg begann auf der Burgwallschanze und das Ziel musste aus dem rohen Klotz emotionaler Vorstellungen herausgehauen werden. Es ist viel Schutt angefallen beim Aufbau der Schanze als Bauwerk und der Beseitigung vom Ballast, welchen das Erwerbsleben aufgehäuft hatte. Es ist aber nichts zerschlagen worden ,was man gerne behalten hätte. Es waren Befreiungsschläge , die nur scheinbar Unüberwindbares in Container verfrachtet haben
Nun ist es stiller auf der Burgwallschanze geworden. Die Anfangsstürme haben sich gelegt. Friede soll einkehren !
Und der letzte Weg geebnet und angelegt werden:
Es geht nach Hause, die neue Heimat zu gestalten. Es gibt noch viel zu tun, aber in Ruhe und Geduld !
Hoffentlich bleibt mir noch ausreichend Zeit, alle zu verwirklichen, was in meiner Phantasie „Heimat „ heißt !

Australien (19)

Reise 2007 - Truck

TRUCK

Der Greyhound- Bus hatte sich in Gegenrichtung neben den diagonal geparkten riesigen Truck gestellt. ( Truckfahrer in Arizona sein ! )
Die Sonne überblendet die Situation, das Blinken der Chromflächen der zu einem Altar aufgestylten Kühlergrills der Trucks bekam etwas Außerirdisches. Wie ein kleiner Junge ( Truckfahrer in Arizona sein ) habe ich den Kühlergrill wie ein Haifischmaul photographiert. Auf dem weiten asphaltierten Platz das eingeschossige Holzgebäude mit Aluminiumdach, auf das die Sonne brannte, in dem Fast-Food und Cold-Drinks verteilt wurden, auch Knöpfe zum Annähen und Plastikschüsseln – was Leute im vorgelagerten Outback so alles brauchen . Eine überzogene Welt, überspannt bis zum Zerreißen. – Man zieht die Mütze ins Gesicht, um geschützt zu sein. Ein kühles Joghurt wie aus einer ehemaligen bekannten Welt , aber unwirklich !

Australien (18)

FLY TO THE GREAT BARRIER REEF

Nachts um Halb-Drei sitze ich beim Licht aus der offenen Badtür am Schreibtisch eines Strandhotels in der Airlie-Bay an der Ostküste Australiens und stelle fest, dass ich „crazy“ bin- und zwar ohne wenn und aber- einfach ver- rückt in eine eigene Welt, die von andren Vorstellungen und holder Phantasie bestimmt wird, aber ich bin glücklich.
Als Karina gestern Nachmittag in der Reiseagentur mit den Worten, dass ihr Englisch auch nicht so perfekt sei, von dem Angestellten die Telephonate führen ließ, um die nächste Busetappe und das nächste Hotel zu buchen, habe ich mir die Wand mit den Prospekten angesehen, und war fasziniert von einem Luftphoto: Ein Wasserflugzeug über dem Great Barriere Reef – eine weisschaumige Kruste auf einem türkisfarbenen Meer schräg durchkreuzt von aufgeblähten Kufen eines Wasserflugzeuges . Das Wasserflugzeug hockte wie ein Insekt obendrauf. In diesem Bild sah ich ein Erlebnis , wollte dabei sein, ,traute mich aber noch nicht, es zu sagen.
Fliegen über das Great Barriere Reef !
Wir gingen an der Promenade spazieren. So ganz nebenbei ließ ich dann in das Geplauder über die Schönheit der Welt, ein paar Bemerkungen über schöne Photos aus der Luft einfließen , bis ich mich zu der kategorischen Festsetzung durchringen konnte, da ß ich fliegen wollte und Karina, obwohl ich ihre Abneigung gegen das Fliegen kannte- mitfliegen sollte. Pause! Stille!
Schließlich landeten wir auf dem Rückweg zum Hotel wieder bei unserem sehr entgegen kommenden, hilfsbereiten Reise-Agenten . Er empfing uns lachend wie alte Freunde, denen er mal aus der Patsche geholfen hat. Ich zeigte auf das Plakat vom Fliegen, und er rief spontan aus: Nun habe er ein Problem – in einem Australisch, das dem Englischen entfernt ähnlich ist- jedenfalls für meine Ohren .Ich habe aber sein entsetztes Gesicht gesehen. Er ließ uns nun gar nicht mehr zu Wort kommen, lachte und wünschte uns mehrfach einen guten Aufenthalt und viel Freude, und versprach uns, morgen früh für uns etwas zu tun. Jetzt sei es schon zu spät und er zeigte auf die Armbanduhr.
Was heißt hier: Jetzt sei es schon zu spät? Wie alt sind wir denn?
Wir verließen die Agentur unter dem Nachhall, wir sollten uns einen schönen Abend machen- ohne zu fliegen ?
Der Mann, Herr Spice, wie auf der Visitenkarte zu lesen war, hielt uns für alte verrückte Leute, nicht mehr ganz dicht im Oberstübchen – Wie ich nun auch ! In meinem Zwielicht aus dem Bad, gerade so eben die Zeilen findend, und irgendwo wieder den Boden unter den Füssen suchend---- Morgen früh sieht das wieder ganz anders aus !

Australien (17)

ZWISCHEN HORSESHOP BAY UND AIRLIE BAY

Hinter dem Strandhotel und der Restaurantzeile weitet sich die Horseshow Bay zu einer tiefen Bucht grünen Hinterlandes bis zu den Geröllfelsen hin . Auf grüner Weide grasen die Pferde, deren Spuren wir abends beim „Sonnenuntergang“ -Spaziergang gequert hatten . Mrs Soundso hatte dieses Land zur Gründung einer Ranch im Jahre Soundso gekauft.. stand auf einer großen Erläuterungstafel am Wegesrand....
Was mag diese Miss bewogen haben, diese Bucht, die damals nur über das Wasser erschlossen war, als Ort ihres Lebens zu wählen ? War es ökonomisch gedacht? War es diese absolute Einsamkeit . die sie reizte `? War es Liebe au f den ersten Blick in diese zauberhafte tropische Natur mit Papageien in den Bäumen? –die Phantasie kann in diese extremen Realitäten nicht eindringen, es bleibt unvorstellbar.
Heute sammelt der Schulbus um sieben Uhr morgens die Kinder ein, die mit der Fähre an das Festland übergesetzt werden. Sich vorzustellen, wie man hier aufwächst und womöglich sein ganzes Leben in dieser Bucht verbringt, reicht die Phantasie nicht aus.
Für uns waren es zwei Tage im Paradies ohne jeden Trubel, immer in der Gewissheit, dass wir Zugvögel weiterziehen. Und so zogen wir heute weiter gen Süden durch unendliche Maisfelder unter glühender Sonne – die Regenzeit bleibt aus?
Wir dagegen im Bus haben das Frieren nur durch langärmliges Hemd und Jacke verhindern können, so wird die Klimaanlage überstrapaziert. Am Fenster erscheinen in den weiten Feldern vereinzelte Gehöfte- wie man bei uns sagen würde- hier sind es gr0ße Wellblechdächer über Holzbauten. Die Rast auf der Tankstelle! Es schlug einem die heiße Realität aufs Haupt. Unvorstellbar, hier zu überleben
Was hält Menschen in dieser Hitze, dieser Endlosigkeit am Straßenrand, einer Straße, auf der die Ungetüme von Lastwagen vorbeidonnern. Die Phantasie reicht wiederum nicht aus, sich auch hier ein erträgliches Leben vorstellen zu können—trotz aller Wild West Romantik !

Wir biegen nach Stunden in die Airlie- Bay ein, finden ein schönes Hotel am Strand trinken am frühen Nachmittag unseren Kaffee mit Milch und Zucker. Unsere Probleme sind gelöst!

Australien (16)

Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns
Reise 2007 - Cairns

CAIRNS

Unsere Art zu reisen – nur das unbedingt Notwendige vorher zu 0rganiseieren , dass man nicht plötzlich im luftleeren Raum steht- hat etwas unvorhersehbar Aufregendes an sich, und es wäre töricht, dies durch ein vorgreifendes Management ersetzen zu wollen. Es wäre tödlich langweilig , und Reisen würde nur noch eine Bestätigung dessen, was man sowieso erwartet hat. Nein, es muss schon das Quäntchen Überraschung bleiben, es muss schon etwas Erschreckendes passieren können, wenn es denn schlussendlich alles gut geht!

Wir warteten in der Nacht auf dem Flughafen auf ein Taxi, das uns in unser vorbestimmtes Bettchen bringen sollte. Es war angenehm warm, es regnete in die Blätter der tropischen Bäume. So wurde die Stunde nicht zu lang. Das war schon das erste überraschende Erlebnis: Nacht in den Tropen vor dem Flughafengebäude
Am Morgen rüsteten wir zum langen Marsch, der zum Programm der ersten Tages in einem neuen Ort, in dem wir gelandet sind gehört. .Nur notdürftig mit einer Straßenkarte, die als Werbung im Hotel auslag, und in der nur das deutlich markiert war, was uns sowieso nicht interessiert ,- z. B. wo es die neueste Mode, Antiquitäten oder Autos zu kaufen, leasen oder zu mieten gibt. Aber diese erste, vom Hotel überlassene Karte ist jedesmal die Grundlage unseres ersten Marsches, der sich mehr nach der Himmelsrichtung in Richtung Stadtmitte - Center and Harbour - richtet .Prompt landet man als Erstes auf einer ausschließlich für Autos bestimmten Hauptstrasse und lernt sehr schnell : Fußgänger interessieren überhaupt nicht . Einen Bürgersteig sucht man vergebens. Man läuft munter auf dem Randstreifen , entlang der weißen Begrenzungslinie direkt neben den vorbeibrausenden Autos, immer die abbiegenden Seitenstrassen im Blick, um endlich diesem Terror entgehen zu können. Heute war es die Eisenbahnlinie , die uns in die Stadt führen sollte. Sie machte einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck, da Gras zwischen den Schienen wuchs und die Gleise zwar nicht verrostet, aber keinen ständigen Fahrverkehr vermuten ließen .Als besonderer Komfort war neben der Bahnlinie direkt eine kleine Wohnstrasse geführt. Man wohnt also neben der Bahnlinie . Dann
wird es auch für uns Fußgänger ungefährlich sein. Also eine Villengegend war es nicht, aber im Vergleich zu den Holzhäusern, die wir bisher ( in Neu Seeland ) gesehen hatten, doch ansprechender. Also so wohnt der Bürger dieser Stadt. Es sind vermutlich Einwanderer .Ihre Toten hatten wir gerade bei der Überquerung ihres Friedhofes besucht.: Die beiden Italienischen Brüder , der eine ist tragisch erschossen worden, eine italienische Mama mit Bild auf dem Grabstein , noch in Italien geboren und hier alt gestorben, ein kroatischer Großvater mit stolzem Schnauzer, und natürlich Iren und Schotten, auch Deutsche.
Die Stadt ist erst 1875 gegründet worden. Da kann man keine großen Entwicklungen erwarten. Leben alle Einwohner nur vom Tourismus , dem „run“ auf die Reefs ?
Nach Kreuzung der Thomas-,Charter-,Grove-,Upward-,Minnie-,Florence-,und
Aplin- street, immer auf der Karte aus dem Hotel nach landeten wir in einem großen, grauen, vier der übrigen Karrees einnehmenden, Cairns-Center, was immer das auch sein mochte-- ein überdimensionierter Fleck auf der Karte im kleinbürgerlichen Wohngebiet an der Bahn. Wir sehen vor uns eine Aluminiumverkleidete Industriehalle. Wir gehen um die eine Ecke der Kiste und finden einen Seiteneingang .und stehen am Ende einer riesigen Shopping-Mal auf zwei Ebenen mit
angrenzenden Parkierungsebenen für tausende Autos.
Wir waren einfach sprachlos !
Am anderen Ende kein Bahnhof, sondern eine ganze Stadtmitte unter einem Dach mit der Bahnstation und immensen Flächen für den ruhenden Verkehr , voll besetzt. Die ganze Stadt einschließlich des ganzen Umlandes musste heute , am Sonnabend zum Einkaufen, zum Bummeln , zum Wochenend-Event gekommen sein.
Ja war das nun die Stadt, das Wohngebiet und dieses Shopping-Monster , namens Center Cairns ?
Wir suchten den Haupteingang und verließen dieses Stadtzentrum, das von einem der ganz großen Developer hingesetzt worden sein musst, und alles um sich herum zerschlagen haben muss , in Richtung des vermuteten alten Stadtzentrums in Richtung Hafen.
Uns erwarteten lebendige Straßen mit Touristen in Straßencafe´s , Restaurants ,und Krempellläden. Die alte Stadt gehört den Touristen- Informationszentrum, booking-office für alle denkbaren Events- und am Hafen? Phantastische große Neubauten, Hotels der Mehrfachsterne mit Einkaufspassagen und Entertainment in den Basisgeschossen ,alle Weltmarken sind vertreten und natürlich der Touristen Ramsch.
Der Hafen architektonisch gekonnt umgestaltet mit Promenaden, gr0ße Yachten liegen am Kay vor Anker vor derulisse von Hilton – etc- Hotels . Die alte Hafenstrasse endet in einem großzügig angelegten Schwimmbad, beginnend mit Spiegelwasserflächen mit künstlerisch behauenen Felssteinen übergehend in Kinderplanschbecken , und mündend in ein großes Schwimmbecken, das abrupt vor dem ehemalige Hafenbecken in einen Strand endet ,der von einer Promenade überquert wird .
Man ist wieder sprachlos !
Welch ein gelungener Entwurf !
Nun musst Du alles sehen, umrundest den neu gefassten Hafen, bewunderst die Jachten, schaust hinauf zu den Hotelsuiten und Apartments mit Hafenblick , und versuchst, dir vorzustellen, wer hier wohnt? Sind das die Nachfahren der Einwanderer, die der Pionieren , denen wir auf dem Friedhof die Ehre erwiesen haben ? Was ist hier in dem letzten Jahrzehnt geschehen ? Was hat diesen Bauboom ausgelöst ?
Wir schlenderten dann wieder auf der neu angelegten Promenade in Richtung unseres Ressorts aus der Zeit der ersten Tourismuswelle .Flughafennähe, Häuschen im tropischen Urwald- auch schön !
Wie bestaunten die interessant gestalteten Lampen, welche die Promenade ausleuchten, fanden einen kleinen Kiosk, der uns frischen Fisch grillte und Salat mit italienischem Dressing servierte- es schmeckte hervorragend,. Und so neigte sich dieser Tag voller Überraschungen.
Gut, dass wir vorher nicht mehr als das Notwendigste wussten und wir alles neu erleben durften, nur notdürftig ausgestattet mit einer Straßenübersichtskarte.

Cairns II. T eil

Auf dem Werbestadtplan fanden wir, nicht weit von unserem Ressort entfernt, einen grünen Fleck auf der Karte. – angegeben mit „Jungle Boardwalk“ und „Flecher Botanic Garden“ . Wir stiefelten , nun schon geübt im Straßenrandwandern an Hauptstraßen entlang—die Hotelfachleute hinter dem Tresen hatten uns nicht weiterhelfen wollen oder können—vermutlich waren sie noch nie im Botanischen Garten gewesen und verwiesen uns immer wieder auf ihre Touristenattraktionen , alles Fahrten mit Bussen z.B nach Kuranda , der Skylift ist leider gerade wegen Reparaturarbeiten stillgelegt, aber wir können „Rafting“ buchen, Drachensegeln auf dem Meer haben sie uns nicht angeboten und zollten so unserem Alter Respekt. Dass wir dann nach einem gequälten freundlichen Lächeln zu Fuß das Ressort verlassen haben, haben sie sehr erstaunt mit einem gequälten Lächeln quittiert, und ich möchte keine Vermutungen anstellen, was sie gedacht haben mögen.
Nach zwanzig Minuten hatten wir die Straßenschlacht gewonnen und befanden uns in einem bezaubernd angelegten Park. Hölzerne Laufstege führten uns durch einen tropischen Regenwald bis vor die Tore des Botanischen Gartens. Etwas Schöneres hätte man uns gar nicht anbieten können. Natur pur ! –die Stege in einem gepflegten Zustand .- man spürte die Achtung, die der Natur entgegen gebracht wird. Dann der Botanische Garten, Sinnenfreude pur!
Wir haben in Formen und Farben schwelgend den Tag verbracht bis uns der Hunger an unsere eigene Natur erinnerte. Wir suchten auf unserer Karte Straßennahmen in Richtung Ufer-Promenade und wanderten in das sog. Zentrum der Stadt auf einer phantastisch ausgebauten kilometerlangen Esplanade – das war ein neuer Event! Wir fanden ein zur Promenade offenes Restaurant , aßen Austern mit Schampus, gegrillten Fisch und tranken einen gepflegten Wein. Besser konnte es uns gar nicht gehen! Und wir waren verschont geblieben von den angebotenen Touristenattraktionen.
Eine dieser Touristenattraktionen ist das Überangebot an „Kunstgegenständen“ der Aborigines , eine mir unverständliche Formensprache, die ich auch nicht weiter deuten möchte.
Umso überraschender und erstaunlicher war in der Shopping-Ebene des baulich gerade erst fertiggestellten Hotelkomplexes , die Ausstellung eines heimischen Malers. Im Stil lugte ein bisschen amerikanischer POP durch ( das bemalte Auto ), aber es war auch eine trotz allem Amerikanismus erkennbare Eignständigkeit , frische Malwut und Aufsässigkeit zu spüren. Alles gute Bilder und Arrangements , bis auf einzelne Rückgriffe in das provinzielle“ Handicraft“ Ich hätte die Bilder gekauft, hätte ich sie mitnehmen und zu Hause aufhängen können. Aber das „bisschen male ich ja selber“. Aber ich werde von diesem Erlebnis, von diesem Maler in Cairns erzählen- einem Australier, der in der globalisierten Welt angekommen ist!
Ich würde noch Cairns III. Teil skizzieren mit einer Reflektion über Stadtplanung, und wie die Kommune „Alles Richtig“ machen kann , von der Vorhaltung der Infrastruktur, wie in den Restriktionen der bebaubaren Flächen, eine solche zukunftsträchtige Stadtentwicklung zu initiieren ist. Cairns ist ein gutes Beispiel dafür- Jetzt können Investoren kommen, und den Plan in die Realität umsetzen . Ich glaube, hier sind sie willkommen!

Australien (7)

CANBERRA-LEHRSTUNDE IN STADTPLANUNG

Und wieder eine Lehrstunde in Stadtplanung.
Canberra wurde auf einem Schema einer Reißbrettplanung Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen zu bauen, und dieses abstrakte Modell eines Grundrisses einer Stadt hat heue noch Gültigkeit . Alle Straßenverkehrslinien - die grundlegende Idee und Festlegung dieses Schemas- sind asphaltiert worden in eine unberührte Landschaft. Maßstabslos , gedacht für eine Millionenstadt, die nicht existiert. Auf den weiten freien Flächen zwischen den Asphaltbahnen sind Gebäudesolitäre für einzelne bestimmte Funktionen und Nutzungen gesetzt. Ursprünglich wohl ebenso geometrisch wie das Straßenraster ausKreisen für bedeutende Orte, Quadrate, Rechtecke und selten Dreiecke, da die spitzen Winkel für eine Bebauung ungeeignet erachtet worden sind, gedacht , aber es wurde gegen die Starrheit gebaut, man lockerte mit Stufenbauten, Vor- und Rücksprüngen die gedachten Quader auf. Einen öffentlichen gestalteten Raum gab und gibt es nicht , bis auf die willkürlich angelegten Fußgängerzonen- so scheint es. Man fühlt sich als Fußgänger und Menschlein in dieser Agglomeration von starren Baumassen – nach Architektur wurde hier nicht gefragt- ganz verloren. Ein unendlicher Raum ohne Echo !
Man schließt die Augen und träumt von dem Frühlingsmorgen auf der Piazza Navona in Rom und gibt sich der sinnlichen Erinnerung hin. Die ersten Sonnenstrahlen erwärmen das Gesicht, der Kaffee dampft auf den kleinen runden Marmortischchen, --Man saß auf einem der schönsten Plätze, in diesem Augenblick der schönste, umgeben von herrlicher geschlossener Architektur, bezaubert von dem von den Figuren fallenden Wasser des Brunnens, hörte das Läuten der Kirchenglocken und das fröhliche bon jorno des italienischen Kellners, der schon wieder hellwach war.
Hier steht man resignierend vor der Festung, der Herrschaft gegen die Stadt, gegen das Volk. –oder man wendet sich wieder ab und stellt sich dem Wind in der Offenheit der viel zu weiten zugigen Verkehrstrassen , dem Wind , der um die Quader pfeift.
Warum verlässt man nicht ein Schema, dem man nicht mehr abstrakt folgen müsste, und gibt sich seien Sinnen hin und baut eine Stadt für Menschen.
Canberra ist ohne Humus für die Zukunft.

Australien (6)

Reise 2007 - Canberra
Reise 2007 - Canberra
Reise 2007 - Canberra
Reise 2007 - Canberra
Reise 2007 - Canberra

CANBERRA

Sydney hat Fragen aufgeworfen, die nur durch ein Studium der Geschichte Australiens gelöst werden können. Wie ist es möglich gewesen, innerhalb von Jahrzehnten – mit den Anfangs Schritten insgesamt vielleicht zweihundert Jahren- eine solche moderne, pulsierende Weltstadt aufzubauen. Und mit Blick in die Zukunft zu entwickeln ? War es die Kraft aus der Ausbeutung der Strafgefangenen , waren es deren Nachkommen ? Waren es die freiwillig eingewanderten aus allen Erdteilen ? War es die ökonomische Einbindung in den pazifischen Raum ? Waren es ausländische Investoren, etc,etc, etc.?

Erwartungsvoll stiegen wir in Katoomba nach zwei herrlichen Tagen in den Blue Mountains in den Zug nach Canberra: Wie muss erst die Kapitale des großen Landes Australien aussehen, wenn die Provinzmetropolen zu solch blühenden Weltstädten geworden sind ? Der Hotelier in der Rezeption im Three- Sister-Hotel hatte nur gespottet, als wir sagten, dass wir nach Canberra fahren : Was wollen Sie da ? Da ist Nichts.
Am Bahnhof in Canberra angekommen, waren wir überrascht, in einem renovierungsbedürftigen Provinzbahnhof angekommen zu sein. Ohne Informationsstand, ohne Zimmervermittlung . Dass die Eisenbahnlinie nicht die bevorzugte Verbindung nach Canberra ist, haben wir bei der Bahnfahrt bemerkt . Der Zug ließ sich sehr viel Zeit; zuckelte enge Kurven und tastete sich vorsichtig an Baustellen vorbei.
Die Verspätung war wohl schon einkalkuliert., aber wir haben die Fahrt genossen mit dem herrlichen Blick in die Landschaft..
Der Himmel bezog sich und ließ nichts Gutes erwarten, es begann zu nieseln, und wir standen auf dem Bahnhofsvorplatz, d.h. am Straßenrand einer Strasse, auf der ein Bus die Leute einsammelte, die in die Umgebung weiterfahren wollten .Ein Bus in die wohl noch ferne Stadt , die es ja geben musste, eine Kapitale eines sehr großen Landes, war wohl eben gerade abgefahren. Wann ein nächster Bus fahren würde, war nicht auszumachen. Der Fahrplan zeigte nur Fahrten bis mittags und dann erst wieder abends einen einzigen Bus an.
Ein Taxifahrer hatte sich zum Bahnhof verirrt, nahm uns auf und fuhr uns über überdimensionierte breite Straßen mit vereinzelter Bebauung vornehmlich an Ecken, über kreisförmige Auf- und Abfahrten zur weitgespannten Brücke in die City, und setzte uns vor einer Budget-Accommodation ab. Das Hotel gegenüber war uns zu teuer und wir rollten weiter um die Ecken in eine Fußgängerzone, und ich wartete vor dem City-Center einer Kleinstadt, bis Karina ein akzeptables Hotel gefunden hatte., an der Hauptachse mit großem Mittelstreifen , die Achse, die diese Stadt mit dem Regierungsviertel jenseits des Wassers verbindet .Auf dem Stadtplan ist alles weltstädtisch großartig angelegt mit doppelspurigen Achsen und breiten grünen Mittelstreifen und vielen Autobahnzu- und -abfahrten. .An den Achsen moderne unspektakuläre Geschossbauten. Was ist das für eine Stadt? Eine Kapitale ? Wir werden es morgen sehen !

Es wurde ein Sonntag Morgen voller Schrecken ! Ganz früh am Morgen war ich durchgefroren aufgewacht. Trotzdem die Klimaanlage abgestellt worden war, hatten sich die arktischen Temperaturen im Raum gehalten , und erst nach dem heißen Bade in der komfortabel großen Wanne erwachten die Lebensgeister , und wir freuten uns auf das warme outback an diesem sonnigen Morgen.
Eiskalt pfiff uns der Wind ins Gesicht und wir fuhren ganz schnell wieder auf unser Zimmer und kleideten uns mit der eigentlich zur indoor Kleidung erklärten, jetzt zur outdoor Kleidung rückfunktioniert , an. Und dann stiefelten wir wie gewohnt der Karte nach Richtung Nationalmuseum über zu breit angelegte Straßen ohne Bürgersteige, durchquerten grüne weite Abstandsflächen zwischen den weit auseinandergestellten Gebäuden. Eine autogerechte Stadt nach Reißbrettzeichnung, im verkehrten Maßstab realisiert- maßstabslos, wie man sagt.
Wir suchten das Ufer des neuen Stausees zu erreichen, überquerten Fußgängerbrücken über Autobahnen und fanden uns auf einem offensichtlich von Touristen- wer geht hier sonst schon zu Fuß? - ausgetretenen Trampelpfad, der uns zum Museum führte. Wieder betraten wir diese angekündigte Attraktion von der unattraktiven Rückseite, fanden den Haupteingang an der langen Wand langschleichend und standen in einer gerümpelpostmodernen dekonstruktivistischen und sonst wie Architektur. Einfach schrecklich ! Eine voluminöse Gebäudeanlage gegen jeden Formwillen gebaut, aggressiv alle Proportionen zerstörend. Eine zentrale Halle zwischen Omnibusbahnhof innen und Flugzeughangar außen , verhunste Details. Einfach schrecklich. Ist wohl modern gemeint, jedenfalls ist diese Gebäudeanlage ganz anders als alles bisher Gesehene. Der Inhalt des Museums hilflose Suche nach einer Geschichte, große Abteilung Aborigines, alte Autos, Traktoren der ersten Stunde, Jeep, mit dem Büffel gejagt worden sind, Hausrat, alte Photos und aufgemopste Geschichten, mit denen Geschichte suggeriert werden soll.
Wir flohen ins Freie und machten uns auf dem Trampelpfad auf den Weg um den See herum über die kolossale Brücke , klemmten uns an vorbeiflitzenden Fahrrädern an das Geländer und erreichten die Regierungsseite. Vorbei an einem faschistisch pazifischen –vielleicht nordvietnamesischen- Gebäude der Nationalbibliothek , gingen die Fußgängerallee unter Eichenbäumen am Ufer entlang – ein herrlicher Spaziergang ohne Autos und Fahrräderbelästigung und landeten auf der Terrasse vor dem Museum für Technik. Kinder, eine Menge lustiger Kinder spielt mit der großen Granitkugel, die sich ganz leicht mit Kinderkraft im Wasser bewegen lässt, die Kinder schlugen mit Klöppeln auf ein großes Xylophon – hier war Leben ! Wie viel wird in den Museen und den staatlichen Einrichtungen für die Kinder getan. Sie sind die Zukunft, und für die Zukunft wird Alles getan!

Wir rafften uns auf , unser Pflichtprogramm zu erfüllen und suchten das alte Parlamentsgebäude auf. Welch eine Überraschung ! Das Parlamentsgebäude ist so verlassen worden, wie es bis zum letzten Tage genutzt worden ist. Liebevoll sind Details erhalten, werden Geschichten mit einzelnen Abgeordneten erzählt , mit Photos dokumentiert, eine lebendige Welt der politischen Geschichte Australiens ! Ergänzt wird diese Museumsausstellung durch eine Portraitgalerie berühmter Australier, Schriftsteller, Musiker, Banker, erfolgreiche Geschäftsleute, sozial engagierte Bürger, Aborigines, Weiße, Farbige , - alles, was jemals Bedeutung im australischen Leben gehabt hat, und natürlich alle berühmten Sportler ! Ein ganz lebendiges und auch für Fremde interessantes Erlebnis.
So ist es richtig: Die eigene Geschichte, die Geschichten des eigenen Australiens erzählen, die sich dann zur Geschichte verdichten werden !

Und nun auf , in das Neue Parlamentsgebäude unter dem Grasdach, wo die jetzige Geschichte, die Geschichte der Zukunft geschrieben wird : Wir verließen des noble, weiße Haus der australischen Geschichte, ganz positiv gestimmt, und näherten uns voller Erwartung dem neuen Parlamentsgebäude. Was mag Politiker bewogen haben, sich in einem riesigen Bunker, über dem eine Omnibusgroße Fahne auf einem Monstrum von Mast weht, zu verschanzen ? Die Fassade mit großen Öffnungen ist nur eine vorgesetzte Kolonade , dahinter verbergen sich Schießscharten mit schusssicherem Glas. Aus den seitlichen Löchern unter dem Grasdach – bombensicher ! – meint man, Kanonen blitzen zu sehen .. Das ganze Areal durch dicke Mauern mit gestuften Schusslöchern versehen, abgeschirmt. Rundherum ein freier Rayongürtel, gepflastert ,gekiest , Wasserflächen vergittert. Vor wem haben die Entscheidenden solche Angst? Sind sie Diktatoren, die das Volk fürchten ? Regieren sie gegen das Volk ? So wie die Könige und Kaiser, die ihre Pfalzen außerhalb der Städte bauten und ihre Paläste gegen Feinde sicherten und das Volk meinten ? Wer ist denn auf die Idee gekommen, Regierungsviertel und Stadt durch einen künstlichen Stausee zu trennen ? Was bedeutet Demokratie in diesem Lande ? Volksnähe wohl nicht !
Es schleicht sich wieder der entsetzliche Gedanke von Gewaltherrschaft, der mich in Museum für Geschichte in Sydney befiel, ein .
Das Innere des Gebäudes ist voller Detailfehler und ohne Ausstrahlung . Wie schön wirkten die Holzarbeiten im alten Parlamentsgebäude, wie einfach waren die Proportionen der Räume, wie gestaltet und herrlich abgenutzt die alten Ledermöbel.
Wir fuhren auf die Dachterrassen und standen auf der Erddeckung dieses großen Bunkers ,blickten über die zerstückelte autogerechte Stadt Canberra- und beschlossen , abzureisen. Wir machten uns wieder auf den Weg durch die grünen Abstandsflächen, wurden unterwegs belohnt mit der Besichtigungsmöglichkeit des alten Parlamentsgartens, Rosenstöcke, von einem Sekretär, dem eine besondere Stele gewidmet ist, gestiftet und gepflanzt. Wieder im Hotel angekommen, waren wir erleichtert, hatten noch die Rückseite des Theaters an der großen Hauptavenue gesehen, und nun war Schluss- kein Canberra mehr! Wie schön ist Sydney in seiner Urbanität, seinem weiten fußläufig besonders interessant gestalteten Darling Harbour und denvoll Leben sprühenden Strassen und Parks der Innenstadt, seine Hochhausarchitektur und natürlich seinem wunderbaren Utzon !
Schnell noch die Abeise organisiert. Ab nach Melbourne ! Zug,Flug,Bus? Der Zug ist nicht zu erreichen, es gibt keine direkte Gleisanbindung. Man müsste mit dem Bus bis zu einer Anschlussstelle anfahren,
-also viel zu kompliziert, gestorben ! Fliegen wollen wir nicht, wir wollen etwas von der Landschaft erleben. Also bleibt uns der Bus, unser Greyhound. Das ist der Anschluss der Kapitale Australiens an die Welt! Der große Schrecken kommt noch mal zum Schluss: Beim Einchecken des Greyhounds erfährt Karina, dass gestern die Uhrzeit um eine Stunde zurückgestellt worden ist ( Winter/Sommer ) . Wir hätten morgen den Bus verpasst und noch weiter in Canberra bleiben müssen .
-Unsere Art zu Reisen ist schon aufregend ! Aber schön aufregend- most exiting !

Australien (5)

SYDNEY-INDOOR-CLOTHING

Hier am anderen Ende der Welt ist alles anders. Wofür möchtest Du hier bei 30 Grad im Schatten einen Pullover oder eine warme Jacke oder nach den Auslagen zu urteilen, sogar einen Pelz kaufen?
Nicht für outdoor , nein, für indoor! Die Klimaanlagen sind auf Antarktis-Niveau eingestellt. In Gebäuden , Bahnen, Bussen frierst Du ständig hundserbärmlich. Du brauchst die warmen Jacken indoor!
Mein neuseeländischer Pullover , in Neuseeland für ootdoor gekauft wird indoor getragen. Meine Jacke wird outdoor über den Arm gelegt und sofort angezogen, wenn ich ein Gebäude betrete. Die Mütze setze ich draußen gegen die Sonne auf, Innen gegen den Luftzug!

Australien (4)

SYDNEY-GOCKELHÄHNE (EINZIG LEBEN)

Der Direktor des Johanneums zu Lüneburg hatte mir bedeutet, dass ich das Abitur an seiner Schule nicht machen würde und meine Mutter hatte er getröstet, dass zwei ihrer Kinder Abitur gemacht hätten und der letzte nun eben nicht.. Da begann es die Familie Gehrmann mit der Angst zu tun. Auch Klein-Tülchen sollte nicht Jazzmusiker werden , sondern Abitur machen.
Also machten sich Mutz, Bruder Detlev und Klein-Tülchen in der Mitte auf die Rundreise, eine Schule zu finden, die Tülchen eine Chance bieten möge, Abitur zu machen. Favorit war eine Waldorfschule im Hamburger Raum. Ich war voller Hoffnung, hier Akzeptanz zu finden und hatte Photos meiner gemalten Bilder gemacht.
In der Eingangshalle eines Schulneubaues hingen an den Wänden getuschte Gockelhähne. Das Programm dieser Schule war das Malen von Gockelhähnen. Dem Direktor legte ich meine Photos vor und erzählte von meiner Begeisterung für Micheaux . Er sah mich verständnislos an und entließ uns freundlich. Hier wollte ich auch nicht hin.
Meine einzige Chance blieb, auf dem Johanneum Abitur zu machen gegen alle Widerstände und mit dem Einsatz meines Verstandes- es hieß ,sich durchzusetzen!

Australien (3)

Reise 2007 - Sydney-Skizzen-Adjunkt-Konjunkt
Reise 2007 - Sydney-Skizzen-Adjunkt-Konjunkt
Reise 2007 - Sydney-Skizzen-Adjunkt-Konjunkt
Reise 2007 - Sydney-Skizzen-Adjunkt-Konjunkt
Reise 2007 - Sydney-Skizzen-Adjunkt-Konjunkt

SYDNEY-SKIZZEN-ADJUNKT-KONJUNKT

Auf der ganzen Reise hast Du nach mir gerufen, aber Du hast ja nur zwei Tickets gekauft. Du wolltest mich nicht dabeihaben. Du wolltest nur Eindrücke sammeln, na bitte !
Und jetzt brennt es wieder , immer das gleiche Thema : Na, dann schieß mal los: Hier , in Deinem zu Hause hat sich nichts geändert, rein gar nichts : Globalisierung- ein Wort nur aus der Literatur Multi-Kulti:
Abgelehnt! Weltoffenheit: für wen? Hierher kommt kein Fremder, nur Abkömmlinge mit der Sehnsucht nach dem alten Europa. Immer das gleiche Thema : Erzähle doch etwas von der wunderbaren Reise, Deinem Hingerissensein an die Natur, Deiner Bewunderung für die neuen Städte. Darüber willst Du gar nicht sprechen. Das steckst Du in Deine Bilder .........

Volller Wut und dann wieder in Resignation denken wir an Berlin, unsere Stadt. Im zauberhaften Aquarium, das mit viel Einfühlungsvermögen gestaltet ist ud die Fische uns Eleganz in der Bewegung gelehrt haben, haben wir uns über den gnadenlos in die Ohren eindringenden Geräuschmüll der lautstarken Hintergrundmusik beklagt... aber in Berlin muss man noch dazu die Augen schließen vor der Verwahrlosung und dem achtlos weggeworfenen Müll in allen Ecken. Was haben wir für eine Jahrhunderte Jahre alte Kultur und lassen sie im gegenständlichen und geistigen Müll des trivialen Alltages untergehen. Hier , am sogenannten Ende der Welt wird das kleine Portrait von Rubens , der kleine Braque, der Leger und Picasso – und seien es noch so kleine Nebenwerke- an ganz besonderer Stelle an die Museumswand gehängt. Wie lange wird diese Verehrung anhalten gegenüber unserem Europa ?

Im Chinesischen Garten: Was Menschenhand gemeinsam mit der Natur erreichen kann zeigt das Aquarium, auch der chinesische Garten . wenn sich die Ausprägung sich den Gesetzen der Natur unterwirft.
Vielleicht findet sich nach diesen Erfahrungen ein Konzept für die Gestaltung des Umfeldes der Burgwallschanze. Bewusstes Setzen von Ruhepunkten in die Rennbahn um das Gebäude , Entschleunigung, aber mit welchen Mitteln ? Perspektivische Verkürzung ?

Im Museum für Geschichte: Der erste fest gebaute Schlafsaal für die Gefangenen ist das Geschichtsbuch dieser Stadt, Geschichte wird in aller Härte unverbrämt gezeigt, man ist erschüttert.
Es war ein Leben ohne Gnade. Menschen beuten Menschen bis zum frühen Tode aus. Das Leben eine Qual für Bewacher und Bewachte. Nach 200 Jahren lädt diese aufstrebende Stadt die Welt ein , in ihr zuleben ohne zu vergessen.

Im städtischen Museum: Hier ist das Museum voller Kinder, denen mit Stolz die modernen Werke ihrer Eltern gezeigt werden Es sind noch suchende Werke, aber die Aborigines sind geschlossen im lower level zusammengehalten. Einfältigkeit wird nicht der weitere Weg sein. Hier ist Zukunft gefragt mit einem großen Fragezeichen, ein offenes, zwar gewundenes, aber eindeutiges Zeichen.

Australien (2)

TRAUM UND TINITUS (BURGWALLSCHANZE)

Ich kann diese Aufregung nicht mehr ertragen ! In meinem Alter muss ich auf mich Rücksicht nehmen! Außerdem habe ich etwas anderes vor, als mich über ein neues Architekturbüro aufzuregen!
Also die Situation war folgende:
Ich hatte wohl noch ein Architekturbüro mit zwei Angestellten und das Büro war zu eng mit meiner Wohnsituation verknüpft, die Nähe war mir lästig geworden, und wir suchten einen neuen Ort für das Büro.
Die beiden Herren Angestellten hatten – den einen hatte ich schon lange nicht mehr gesehen und der andere ging neben mir- hatten ein, wie mir schien , interessantes Objekt gefunden, und ich wollte mich mit dem Objekt beschäftigen . Wir trafen den Makler, einen jungen smarten Mann, der gelangweilt wirkte und auf die Uhr zeigte : es sei schon um vier Uhr nachmittags , und er hätte keine Unterlagen mehr.
Ich wandte mich- innerlich empört - von ihm ab und wendete mich meinem Mann, dem jungen smarten Architekten zu und sagte, er solle mir bitte die Bestandspläne des Gebäudes geben, ich würde über Nacht über die Konzeption nachdenken.....Da sagte mein Angestellter, dass er keine Pläne habe und ich sie wohl auch nicht bräuchte....
Was? Sie arbeiten seit zwei Wochen ausschließlich an diesem Projekt und haben keine Pläne?“ Er schaute mich wortlos und erstaunt an und zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, es ist das Beste, Sie suchen ihre sieben Sachen zusammen und suchen sich einen neuen Job. Wo ist denn der zweite Herr Architekt? Der hat ein verlängertes Wochenende vor sich. Dann vertiefen Sie doch gleich Ihre Freundschaft zu ihm und fahren auch ins erweiterte Wochenende- und bleiben so lange , wie Sie wollen, kehren aber nicht mehr zu mir zurück.....!
Ich habe mich furchtbar aufgeregt- hier im Traum, in der Realität früher nie so ! Diese Unverschämtheit: Sie brauchen keine Pläne ! Ich schaute mir das Projekt alleine an: Sehr interessant: Eine Gebäudeecke an einer Straßenkreuzung, Wohn- und Geschäftsgebiet , - Im Erdgeschoss Geschäfte, darüber Wohnen, Stil Berliner Mietshaus, Anbau in der Seitenstrasse Gewerbe, Fassade Industriebau 20 er Jahre, ein Gewölbe über drei Geschosse, ohne , nur über dem 2. Geschoss einseitig Galerien , sehr interessant, - durch den Luftraum führen Rohrtrassen, wahrscheinlich schon ungenutzte, aber so . wie sie durch den Raum schossen, sehr interessant. Das Dachgeschoss offen als Terrasse , das Dach war abgetragen worden, man sah Auflagen für Balken, der Fliesen-Terrassenbelag offensichtlich undicht- im Gewölbebogen Wasserflecken wie in Cipressa ...... Also das Konzept war eigentlich klar: Den Raum unter dem Gewölbebogen so offen, wie er war , erhalten, auf der zweiten Galerie werde ich mir ein kleines Bürorefugium schaffen mit Blick auf die Bildergalerie der gegenüberliegenden dreigeschossigen Wand. Eine Stahltreppenanlage mitten im Raum, welche die Galerie und das Dachgeschoss erschließt und ein gläserner Fahrstuhl frei im Raum um die Rohrsysteme herum ...Vielleicht könnte man aus Kostengründen auf den Fahrstuhl verzichten, aber dann würden alle sehen, wie ich in meinem Alter die Treppen heraufächze . Nein ! Fahrstuhl muss sein ! Auch für die Auftraggeber , die ich in mein Refugium bitten würde........Oben im Dachgeschoss würde alles beim alten bleiben, vielleicht neuer Holfußboden, Holzdielen, großes Dach, wie eine Tischplatte über dem Haus und fertig –Aus....Was würde das alles kosten ?Nur dieses eine Projekt ohne das Projekt der Landschaftsgestaltung mit den eingesetzten Pavillons , dass ist ja auch noch alles unklar.........
Und ich wache erregt auf !Das fehlte ja noch, jetzt auch noch ein Büro gründen, Bauen, Führen .. Ja, bist Du denn wahnsinnig ?! Du weißt ja gar nicht, ob Du das schaffst, was Du dir vorgenommen hast! Die Schanze und so.........
Ich habe lange gebraucht, mich wieder zu beruhigen. Man hat es nicht leicht mit alten Leuten, die durchdrehen ! Und nun pfeift der Tinitus den ganzen Tag in meinem rechten Ohr. Und auf etwas Neues konzentrieren fällt mir auch schwer... alte Leute , alte Leute , .. und dann noch Tinitus ..!

Der Verrückte Traum mit der Folge des Tinitus – Aufbau eines neuen Büros- ist nicht aus meinen Gedanken zu vertreiben. Wie oft bei Träumen steckt in ihnen ein Fünkchen Wahrheit, ein im wachen Zustand nicht bewältigtes oder besser, verdrängtes Problem. Ich gehe von der Vorstellung , oder sollte ich sagen: Illusion ?, aus, dass die Burgwallschanze oder die Bildergalerie auch ohne mich wie selbstverständlich in eigener fremder Organisation bestehen und erfolgreich sein wird. Der Traum hat deutlich vor Augen geführt, dass dem nicht so sein wird. Wenn das Projekt weiterhin- später auch ohne mich- erfolgreich sein soll, muss ich eine wohldurchdachte Organisation aufbauen, die alle Beteiligten nicht nur emotionell motiviert, wie ich in dem Schreiben an Dr. Dietrich schon mal vorsorglich „ angemahnt „ habe, sondern deren Handeln eindeutig bestimmt. Nur zu sagen, der und die sollen dies und das machen, ist ohne weitere Wirkung ,wenn nicht festgelegt wird, wann und wie! Also steht mir noch viel Arbeit ins Haus !
Der Erfolg will vorprogrammiert sein. Geld allein ist ohne Wirkung, wenn es nicht gezielt angelegt wird, jeder der Beteiligten aus dem Projekt etwas „Gutes“ auch für sich davon hat So ist der Jahresablauf auf der Burgwallschanze ganz genau vorzustrukturieren mit Inhalten, Veranstaltungen und deren Finanzierung. Es wird sich in den nächsten Jahren noch weiter heraus kristallisieren, welche Projekte auch in Zukunft erfolgversprechend durchgeführt werden können, denn der Erfolg ist das unbedingte Ziel, dessen Erreichen die einzige Motivationsquelle ist. Teilhaben am Erfolg der jungen Künstler! Wenn das persönliche Engagement im Misserfolg anderer endet, ist dies das Ende der Idee Burgwallschanze! Also ist diese Motivationsquelle mit allen Investitionen und Kontrollen zu sichern. Es geht nicht in erster Linie um den Verlust von Geld, z.B. durch erfolglose Stipendien, sondern es geht um den persönlichen Verlust an eigener Motivation- D.h. . Begabtenförderung! Die Burgwallschanze ist keine Institution sozialer Unterstützung, sondern Schmiede für begabte junge Künstler, von denen auch das Höchste verlangt und eingefordert werden muss! Und das muss alles organisiert werden.
Also ran !

Australien (1)

Reise 2007 - Brisbane
Reise 2007 - Brisbane
Reise 2007 - Brisbane
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Reise 2007 - Brisbane
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BRISBANE

Brisbane ist eine Stadt, die am offenen Herzen ohne Narkose massakriert worden ist. Im „Center „ der Stadt, der Kreuzung zweier Hauptstrassen, als Fußgängerstrassen umfunktioniert,, ist mitten auf der Strasse in Kreuzungsmitte ein wild postmoderner WC und Müllcontainer hineinkomponiert worden, vor dem sich die Polizei mit ihren Wagen postiert hat, um die bei lautem Musikmüll in allen Sprachen schreienden Backpacker mit Argusaugen zu bewachen. Das nennt man Life-Stile.

Kinder, Kinder, muss es denn immer dasselbe sein, das mit uns getrieben wird?
Wir hatten nach den Vorwarnungen von Dr. MÜ unsere Vorstellungen von einer schönen Stadt gleich ganz auf Sidney gewandt und keine besonderen Erwartungen an Brisbane gestellt, und so war der gestrige Sonnabend Abend in der City zwar eine schwere Enttäuschung für uns , aber kein Schock. Ich habe mir verkniffen , auch noch von der Erfüllung der drei Kriterien : Krach, Gestank, Müll – zu schreiben , da mir das Lamentieren langsam peinlich wird . Umso größer war der Schock am heutigen Sonntag Morgen . Wir wollten den Sonntag nur noch im Brisbaner Museum verbringen, ohne jede Erwartung an einen Kunstgenuss , nur so aus Interesse und Neugier. Wir sahen auf der morgendlichen Strasse brave Bürger zur Kirche gehen, in eine alte Kirche, die von hohen diagonal zum Kirchengrundriss gestellten
Hohen Schottenbauten erdrückt wird ( Ein Skandal) –und entdeckten am Platz vor dem Museum, welches früher das Rathaus gewesen war, drei gute Skulpturen aus Kupfer- großartige Kunst. Eine unerwartete Überraschung. Wir schlenderten durch eine alte , geschmackvoll ausgestaltete Galerie durch ein Gebäude aus dem 19.Jahrhundert und sahen eine weitere gute Plastik, schwungvoll aus Chromstahl gewunden.. Es kam Sonntagsgefühl auf. Alles frisch und rein in einer leichten Brise frischer Luft, die durch die Seitenstrassen wehte.. Es wurde ein wunderschöner Sonntag-Morgen in einer durch schlechte moderne Architektur unzerstörten Stadt in den Seitenstrassen. Wir wanderten bis an das Ufer des vielgepriesenen Rivers , und mit einem Zauberschlag standen wir inmitten einer überwältigenden Hochhausarchitektur, nicht vor zu großen Häusern, sondern unter Hochhäusern in guter Architektur., die alten überlieferten Gebäude der historischen Stadt zu Füßen, wie kleine, etwas zu eng gefasste Juwelen- eine glänzende Stadtgestaltung. Am Ufer, wie eine Perlenkette an der breiten Promenade, in geschwungenen Konturen Restaurants, Cafes ,Läden, .Heute am Sonntag füllte ein langgezogener Markt vom Obst bis hin zu jeglichem Krempel das ganze Ufer mit buntem Treiben. Eine verzauberte Stadt- auch das nennt man Life-Stile, -mal ohne Ironie .

Warum erst immer diese Miesmacherei am Abend davor? Warum uns erst die ganze unmögliche Hässlichkeit einer verkorksten Innenstadt vor Augen führen ? Und erst nach großem Lammento die moderne Großstadt im Sonnenlicht vorführen ? Warum das ganze Theater ?
Das ist die Art, führerlos Städte zu erleben- und auf einen Führer können wir weiterhin verzichten!
Wir wandelten vergnügt auf der Promenade unter Sky-Scrapern , die New York Ehre machen würden- Wohnbauten mit vierzig Geschossen , geschwungene Balkone und kein architektonischer
Tand , Kommerzgebäude in Paketen zu jeweils zehn Geschossen gestapelt Parken, Büros, Hotels, Apartments , , die sich gegenseitig in den Himmel heben- große Architektur !- eine moderne Stadt!

Die erste Generation von Planern und Stadtpolitikern muss gestorben oder mit Stumpf und Stil ihrer Macht enthoben worden sein und durch eine neue Generation, die den weltweiten Anschluss gefunden hat, ersetzt worden sein. Ganz gegen mein Vorhaben habe ich angefangen wieder Architektur zu photographieren.. Das sind Abbilder von Menschenwerk – auch gut- keine der Natur- besser !
Montag Morgen, ein wunderschöner Sommertag , die Temperatur sollte wieder auf 34 Grad C ansteigen. Wir wollten in dieser Stadt nach Kunst suchen. Hat sich in dieser modernen , offensichtlich reichen Riverside-City , die nach Aussage des Informations-Center mit schwarzen Geldern- man raunte Russen ! – gebaut sein soll, auch Kunst etabliert ? Wenigstens in den Anfängen ?
Das City- Museum in der Town-Hall war nicht überzeugend. Aber diese Stadt , 1824 gegründet, hat keine Geschichte. Die Darstellung beschränkte sich auf Interviews alter Menschen, die von ihren Erinnerungen an die Anfänge sprachen.
Wir wanderten über die Brücke auf das jenseitige Ufer, und vor uns lagen drei Museen, eine Bibliothek, ein Kongress- und Performance-Center- alles Neubauten des letzten Jahrzehnts. Es gab hier alles, was eine Millionenweltstadt ausmachen kann. Wir waren wieder einmal sprachlos !
Ich habe im Cafe der Bibliothek, in dem wir mit aller weltstädtischer Eleganz einen köstlichen Salat serviert bekamen, auf einem Fetzen Papier die ersten Eindrücke skizziert und gebe sie hier wieder:
„ Nach der Besichtigung der Art-Galerie , der State Library of Queensland, Galerie of Modern Art , fühlen sich Oma und Opa aus Europa ausgezählt. –Da sind wir raus ! – Berlin liegt am Ende der Welt!
Man kann seine Kinder und Kindeskinder nur in die Welt schicken, und die neue Welt, das ist hier !
Eine Ausstellung am Rande zeigt die Malerei des letzten Jahrhunderts in Australien, Queensland anstandshalber. Alle Adaptationen der europäischen und amerikanischen Malerei im Zweitaufguss ist zu finden, eine wohl als notwendig empfundener Rückblick in eine Geschichte, die nicht als die eigene gilt.
Zukunft ist hier angesagt, der feste selbstüberzeugte Blick nach vorn. Das Haus ist vollgestopft mit einer Kunst des pazifischen Raumes- China in der Bewältigung des langen Marsches- Vietnam in der Aufarbeitung des Krieges – Hawai mit bunten Teppichen - japanisch- aggressive Happenings- und Installationen - und eine ganze Abteilung australischer zeitgenössischer Kunst, in wunderbaren Erdfarben die Pattern der Bodenständigen und aufgeregt die Krassheit von Action Alles ist anders- wir sind raus !
Europa ist wie die ganze Kolonisationszeit in den Schubfächern alter Kommoden im Seitenflügel archiviert. Europa war auch hier vielleicht einmal, aber das „ Ist“ ist etwas Anderes, Neues , eine eigenständige Internationale ! Selbstgemacht !

Nachtrag von der See:
Warum nicht Russen in Brisbane?
Wo wird sich ein Glücksritter der Wende mit seinem neu erworbenen Reichtum niederlassen ? In Russland bleiben ? Wo Putin den Chef der Gasprom gerade ins Gefängnis geworfen hat ? In Europa ? Gar Deutschland ? Dessen ehemaliger Bundeskanzler mit Putin befreundet ist ? Im ehemaligen Feindesland USA ? In Südamerika ? In dem die Kommunisten wüten ?
Wie haben sie angetroffen in Marokko. Sie sollen in Zypern sein. Und warum nicht in Australien ? Dessen Väter durch Abschiebung der Urteilsvollstreckung entgangen sind und deren Enkel und Urenkel die Nähe zur Straftat kennen ? Warum soll sich ein Russe nicht schon vor der Anklage in eine neue Gesellschaft begeben , die nur seine Zukunft akzeptiert und sein Geld ?Wahrscheinlich wird man hier sehr schnell Freundschaften schließen und gemeinsam agieren ! –Zum Wohle des aufstrebenden Landes !

Reise 2007 - Australien
Reise 2007 - Australien
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Reise 2007 - Australien
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Reise 2007 - Australien
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